6655580-1959_27_15.jpg
Digital In Arbeit

Grazer Sommerspiele

Werbung
Werbung
Werbung

Die Grazer Sommerspiele sind nun schon zur lieben Gewohnheit geworden. In ihrem Charakter sind sie — mit entsprechendem Abstand — den Wiener Festwochen ein wenig verwandt, kleinformatig natürlich, aber ebensowenig wie das Wiener Festival auf eine zentrale künstlerische Idee ausgerichtet. Zwar hatten sich im Vorjahr begrüßenswerte Ansätze für eine Sinngebung dieser Konzert- und Theaterfolge gezeigt, heuer jedoch sieht das Programm wieder recht zufällig und stilistisch ungeordnet aus. Aber den Grazern und den übrigen Steirern macht’s Spaß — sie sind ja so ziemlich die einzigen Gäste —, vor- dem Urlaub noch einen Extrakt dessen zu erleben, was zur Sommerszeit durch Europa in Kunst reist, wobei sie außerdem die Genugtuung haben, die heimischen Kräfte bei festlicherem Energieaufwand zu bewundern.

Der Beginn war etwas lustlos: Die Bamberger Symphoniker unter Keilberth spielten nicht außerordentlich, und so hielt man sich an die hohe Meisterschaft, die Backhaus dem Es-dur-Konzert von Beethoven lieh. Gleich in den ersten Tagen war aber auch schon der eindeutige Höhepunkt der Sommerspiele erreicht: Vilars Schauspieler des „Thėatre National Populaire“ faszinierten die Grazer mit der Perfektion ihrer unerreichten mimischen Kunst in Moliėres „Ecole des Femmes“ und in der zauberhaften, fast Watteauschen Interpretation des „Triomphe de l’Amour“ von Marivaux. Die Verzauberung, die von diesen beiden Abenden ausging,. war so groß, daß alles, was danach kam, es nicht leicht hatte.

Das heimische Opernensemble bewährte sich in einer gut einstudierten Aufführung des „Corr e- g i d o r" von Hugo Wolf (Dirigent: Kojetinsky. Regie: Diehl); ein erfreulicher Beitrag, den die Steier-

mark mit ihrem großen Meister bot. Dennoch kann von einem rechten Erfolg nicht gesprochen werden. Die einzige Oper Wolfs ist zwiespältig, neben herrlichen Stellen stehen schwache, die Dramatik des ganzen Werkes ist zu wenig packend, der Orchesterklang ein wenig dick und nicht immer differenziert genug. Die Leistungen der Darsteller waren gut, das Bühnenbild (Jahren) in Seiher marzipanartigen Niedlichkeit wenig zureichend.

Ergebnis einer Att G em e i n s c h a f t s p r o d ūkti o n zwischen Graz und Italien waren zwei Aufführungen' des „Barbiere di Siviglia“. Die Grazer stellten Regie, Dekorationen, Chor und Orchester, der Dirigent und die Solisten gehörten einer italienischen „Compagnia lirica“ an. Einzelne hübsche gesangliche Leistungen und das sehr sauber geführte Orchester (Massimo Pradella) konnten über die etwas langweilige Inszenierung (Wolf-Ferrari) Und das duftig tuende, in Wirklichkeit aber -plumpe Bühnenbild nicht hinwegtäuschen.

Das erste Schloßkonzert in Eggenberg offenbarte die meisterliche Qualität des Grazer Kammerduos Marga Bäuml-Walter Klasine. Die beiden Künstler, die ein ausgesuchtes Programm für Gitarre und Geige (Loeillet Paganini, Martinu und natürlich de Falla) boten, brillieren durch seltene Homogenität und bewundernswertes Stilgefühl. Als Haydn- Feier brachte Anton Lippe im Dom die Cäcilien-Messe in einer kenntnisreichen, schlichten, aber erlebnistiefen Interpretation.

lieber die weiteren Veranstaltungen der Grazer Sommerspiele wird in nächster Zeit noch berichtet werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung