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Monteverdi in Wuppertal
Die musikalische Tradition der westdeutschen Textilstadt läßt sich mit der von Mantua oder Venedig nicht vergig - Beriehiargerf-zwischen Mäft-fttte ppfe r ta 1 gar;' sind erst vier Jahre alt. Die Monfeverdi-Pflege ergab sich so zufällig, wie zu Lebzeiten des Meisters die Gattung „Oper“.
„Durch die Geschichte der Oper wird evident, daß Maximen der Kunst nur durch den genialen Menschen entstehen und lebendig bleiben“, dozierte Erich K r a a c k und stellte klar, daß seine jahrzehntelange Monteverdi-Forschung und -Bearbeitung, die jetzt in Wuppertal ihre Krönung fand, keineswegs historischem Interesse dienen sollte, sondern allein dem lebendigen Theater. An Monteverdi haben sich schon viele Bearbeiter versucht, zum Beispiel Orff, Redlich, Dallapiccola, Mali-piero, Krenek und Hindemith. Wenn Kraack bisher am erfolgreichsten war, so ist damit nicht gesagt, daß allein er recht hat. Er selbst weiß am besten, daß man sich der Größe dieses frühen Genies der Oper auf vielen Wegen nähern kann — und jede Generation aufs neue. Über den Wuppertaler Weg läßt sich gewiß heftig streiten, aber er ist in sich schlüssig. Die Notwendigkeit, die Partitur zu bearbeiten, ergibt sich einmal aus dem Spielraum, den Monteverdi selbst der Improvisation der Musiker gelassen hat, zum andern aus dem ganz andern Instrumentarium eines modernen Stadttheaterorchesters im Vergleich zum italienischen Frühbarock. Auch darauf war Bedacht zu nehmen, daß im Wuppertaler Opernhaus das Ballett eine dominierende Rolle spielt. So erscheint „L'Orfeo“ auf der Bühne als reines Tanzspiel, während die Sänger rechts und links der Rampe aufgestellt sind.
Die szenische Einheitlichkeit der Wuppertaler Monteverdi-Woche — sie umfaßte die Opern „Die Heimkehr des Odysseus“ und „Die Krönung der Poppe a“ und die Ballette „Orpheus“, „Der Zweikampf“, „Tanz der Spröden“ und „Ari-a d n e“ — ist das Ergebnis der hier seit Jahren bewährten „Teamarbeit“: Hans Georg R a t j e n als Generalmusikdirektor, Georg Reinhardt als Oberspielleiter, Erich Walter als Choreograph und Heinrich Wendel als Bühnenbildner. Zwei beherrschende Eindrücke nimmt man mit: das fast durchweg einheitliche hohe Niveau aller Einzelleistungen und die Anteilnahme, die das scheinbar so weit entrückte Geschehen auf det Bühne erzwingt. Mag sein, daß im ganzen noch zuviel „Stil“, zuviel oratorienhafte Feierlichkeit dabei sind. Zweifellos hat man im Venedig des 17. Jahrhunderts viel mehr Aktion, oft auch komische Aktion geboten. Aber was in Wuppertal gezeigt wurde, ist ja glücklicherweise nichts Endgültiges und Erstarrtes, sondern ein verheißungsvoller Auftakt — als Beispiel auch für andere Bühnen oder Festspielstädte.
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