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Eröffnung mit „Orfeo“

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Die Nymphenburger Sommerspiele, von den Freunden der Residenz vor 17 Jahren ins Leben gerufen, nehmen innerhalb des überall einsetzenden Festspielrummels eine Sonderstellung ein. Der Steinerne Saal des Schlosses Nymphenburg zwingt schon durch seine rein räumlichen Grenzen zur Intimität, und so ist etwas von verträumter Romantik zu spüren, die vortrefflich mit der Verspieltheit des Rokokos harmonisiert. Um einen breiteren Besucherkreis anzusprechen, verlegte man heuer allerdings die Eröffnung ins Bayerische Staatstheatet am Gärtnerplatz und holte sich hierzu das Ballett d e t Wuppertaler Bühnen mit Monteverdis „Orfeo“. Wir hatten in München schon einmal die Freude, dieses hochqualifizierte Ensemble begrüßen zu können, und wieder wurde diese Begegnung zu einem künstlerischen Ereignis. Alle Kräfte, ob sie sich nun für die tänzerische Gestaltung oder für die gesangliche Interpretation einsetzten, sie verdienen höchste Bewunderung, und die Hauptdarsteller des Orpheus: Joachim König (Tanz), Peter Christoph Runge (Gesang) und der Eurydike: Denis Laumer (Tanz), leanne Deroubaix (Gesang) sollen als Exempel für alle Mitwirkenden erwähnt sein. Besonder zu rühmen ist jedoch die choreographische Leistung Erich Walters. Aus modernen Bewegungsformen heraus entwickeln sich Bilder von faszinierender, symbolhafter Ausdruckskraft, und das „Affettuoso“ der italienischen Renaissance wird in lyrische Harmonie aufgelöst. Erich K r a a c k, dem die Neufassung dieser „Favola in Musica“ (“von der man sagt, sie sei die erste wirkliche Oper der Musikgeschichte) zu danken ist, dirigierte persönlich das Haus-eggeT-Kammerorahester (mit Blechbläser Verstärkung vom Norddeutschen Rundfunk) sowie den Kammerchor der Hochschule für Musik und Theater, Hannover. Kraacks Monteverdi-Bearbeitungen kranken an etwa zuviel Pathos und an einer zu dicken Instrumentation, zeugen jedoch von einer außergewöhnlichen Kenntnis dieser „Musica antiqua“ und finden begeisterte Aufnahme beim Publikum. Zu denken gibt das Fazit dieses Abends: Je älter das Werk ist, desto besser kann man modernes Theater damit machen.

Im Gegensatz zum Würzburger Mozart-Fest bietet Nymphenburg ein stilistisch sehr verschiedenartiges Programm. So etwa hörte man als deutsche Erstaufführung den „King Arthur“ von Pu r c e 11 in konzertanter Wiedergabe, ein 1691 entstandenes, sehr dramatische Werk, das man doch unbedingt wieder einmal auf die Opernbühne stellen sollte. Mit Vivaldi, Sammartim, Haydn und Pergolesi stellt sich das Prager Ensemble „Ars Rediviva“ erstmals in München vor, während die Brüsseler Gäste ,.P r o Musica Antiqua“ unter Leitung von Safford Cape mit Werken von Palestrina, Orlando di Lasso. Mudarra und Dowland schon zum festen Bestand dieses Festivals zählen. Ebenfalls an zwei Abenden ist das „La Salle Strlng Quartett (USA)“ mit Haydn. Ravel, Brahms, Schumann, Mozart und Beethoven zu hören, und den Abschluß bildet das Münchner Kammerorchester unter Leitung von Enrico M a i n a r d i, der auch seinen kleinen Meisterschüler Miklos Perenyi (Cello) mitgebracht hat und Stücke von Vivaldi und Haydn interpretiert.

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