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Neue Orgel und Hugo-Wolf-Konzert

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Im Rahmen einer sonntäglichen Feier, zu der die Gesellschaft der Musikfreunde ihre Freunde eingeladen hatte, weihte Kardinal Doktor Franz König die eben fertig- gestellte neue Orgel. Nach einer Ansprache des Präsidenten der Gesellschaft, Dr. Alexander Hryntschak, erlebte das Publikum die kurze, eindrucksvolle Zeremonie, durch die die Königin der Instrumente zum sakralen Dienst gewürdigt ist. Karl Richter (München), der auch für Disposition und künstlerische Beratung verantwortlich zeichnet, spielte auf ihr als erster. Die Orgel ist ein Werk der Firmen E. F. Walcker und Cie., Ludwigsburg, und Werner Walker-Mayer, Guntramsdorf. Sie trägt die Opuszahl 5300, hat 100 Stimmen, verteilt auf vier Manuale und Pedal, nebst zahlreichen Spielhilfen, besitzt Schleif- laden, elektrische Spiel- und Registerfraktur. Karl Richter spielte als erstes Programm Präludium und Fuge über Bach von Franz Liszt, ein Orgelstück für eine Uhr von Mozart (KV 608) und die Passacaglia von Bach.

Sein verständliches Bemühen, die Vielfalt der Klangmöglichkeiten zu verdeutlichen, ging bei aller Virtuosität gelegentlich auf Kosten der Stiltreue. Was sie mit ihren 100 Stimmen wirklich zu leisten vermag, wird sie wohl erst im Laufe der Zeit offenbaren, weshalb wir weder mit Enthusiasmus noch mit Kritik voreilig sein wollen. Im Gegensatz zur früheren Orgel steht die neue nicht mehr auf der Galerie, sondern im Parterre, ebenso der (bewegliche) Spieltisch. Man hört nun nicht nur, sondern sieht auch den Spieler an der Arbeit,, die das unsichtbare geistige Erlebnis hervorbringt. Das ittfto Erlebnis aber is| eine ge-, ”arafd’ heue Orgel, eine Leistung von enormer Energie und enormen Kosten, deren Realisierung vor allem der Initiative Direktor Professor Rudolf Gamsjägers zu danken ist.

Im Stiftungskonzert der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (Veranstaltung der Hugo-Wolf-Gesell- schaft) stand diesmal Hugo Wolf allein auf dem Programm. Ausführende waren die Wiener Symphoniker, der Jeunesse-Chor (von Günter Theuring einstudiert) sowie die Solisten Evelyn Lear (Sopran) und Thomas Stewart (Bariton). Unter der Leitung von Otto Gerdes entfalteten sie erlesenes Musizieren an selten gehörten Werken. Am Beginn stand die duftige Italienische Serenade für kleines Orchester, eines der liebenswürdigsten Werke des steirischen Meisters. Die Ballade für Chor und Orchester Der Feuerreiter mit ihren eindringlich dramatischen Akzenten, vom Jeunesse-Chor mit frappanter Textdeutlichkeit und exakter Musikalität gesungen, wäre für leistungsfähige Chöre eine dankbarere Aufgabe als manches andere Stück im immer wiederkehrenden Repertoire. In der Symphonischen Dichtung Penthesilea erwies der Dirigent seine Gabe der sicheren Ordnung und Gliederung. Manches in späterer Zeit berühmt Gewordene ist in diesem fulminanten Werk schon vorausgenommen an Charakterisierung und Klang. Das unverkennbare Profil Hugo Wolfs ist seltsamerweise in den Orchesterliedern nur blaß vorhanden, von der Instrumentierung überspielt, und kam nur im Vortrag der Solisten zum Durchbruch, am stärksten durch Thomas Stewart im „Prometheus“.

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