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Tirol und seine Orgeln

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Die Innsbrucker Orgelwoche und der internationale Wettbewerb haben den Blick der Oeffentlichkeit auf die viel zuwenig bekannte Tatsache gerichtet, daß Tirol und seine Landeshauptstadt außergewöhnlich wertvolle historische und klangschöne Orgeln besitzt. Den ersten Preis hat — wie wir bereits meldeten — Herbert T a c h e z y bekommen, der vor kurzem auch in Wien konzertierte. Er stellte sich wie die übrigen Preisträger, bei einem Konzert in der Stadthalle von Innsbruck vor. Sein Spiel zeichnete sich durch die Klarheit der Disposition, vom Geistigen her, ebenso aus wie durch eine nirgends aufdringlich wirkende technische Perfektion. Otto Bruckner hat eine große Zukunft. Vitalität und gesundes musikalisches Empfinden beleben sein Spiel. Er hat gemeinsam mit Viktor Lukas (Deutschland), der ein ungewöhnlich schwieriges Programm glatt bewältigte, den zweiten Preis zuerkannt ei halten. Kurt N e u h a u s e r, ein Niederösterreicher, hat — wie eine Toccata von Muffat bewies — intensives Stilgefühl. Gerechterweise empfing Milan S 1 e c h t a (CSR) sein Diplom. Von seinem Spiel weitete sich die Schau aus der Geschichte in die Zukunft unserer Orgelmusik. Ein festliches Schlußkonzert am Abend darnach brachte die Uraufführung der Partita „Die sieben Freuden Maria“ des Innsbrucker Konzertdirektors Kurt R a p f. Das geschickt aufgebaute, von inneren Spannungen und tiefer Gläubigkeit erfüllte Werk und seine Aufnahme beweisen, daß die Orgel als Konzertinstrument auch heute Aufgaben stellen kann, die zeitgemäß und zugleich überzeitlich sind.

Der Orgelwettbewerb wurde von Meisterkonzerten umrahmt, die teils in Innsbruck selbst, teils in Wüten, Absam und Stams stattfanden. Luigi T a g 1 i a-v a n i brachte die berühmte Renaissanceorgel der Silbernen Kapelle der Hofburg zum Klingen, Pierre S e g o n d aus Genf, in Wieb bekannt durch sein Spiel beim Kongreß für Kirchenmusik 1954, stellte deutsche und französische Meister des 17. Jahrhunderts vor. Große Beachtung fand Gaston L i t a i z e, Leiter der kirchenmusikalischen Aufführungen des französischen Rundfunks. Anton H e i 11 e r eröffnete die neue Orgelanlage der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck, deren Initiator Professor Alois Forer war, der in der Stiftskirche von Stams aus der einmanuali-gen, 1756 erbauten Orgel einer zahlreichen Zuhörerschaft Werke österreichischer Komponisten aus dem 15. bis 18. Jahrhundert darbot, darunter die Fuge in C, welche der Organist aufgefunden hat. Der Deutsche Michael Schneider hat der Gegenwartsmusik (Hindemith, Höller und Schröder) mit wohlabgestufter Farbengebung gedient.

Eine Reihe von Vorträgen und Führungen rundeten das Programm der Orgelwoche, die, wie man hörte, zu einer ständigen Einrichtung für Innsbruck werden soll. ,

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