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österreichische Erfolge

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Als nach der durch eine Erkrankung Paula Wesselys bedingten Absage der schon seit Jahren erwünschten Klassikervorstellung — es hätte Goethes „Stella“ gegeben werden sollen — der „Talisman“ von N e s t r o y durch das Burg-t h e a t e r anläßlich der siebenten Teilnahme dieses Institutes am Holland-Festival angekündigt wurde, sah man diesem Gastspiel mit einiger Besorgnis entgegen. Die Sprache Nestroys erwies sich nämlich durch ihre stark wienerische Klangfarbe anläßlich der beim Holland-Festival 1959 gegebenen Vorstellungen von Nestroy „Der Zerrissene“ für manche Niederländer schwer verständlich. Doch diesmal wurden alle Erwartungen und Befürchtungen durch das hervorragende Spiel Inge K o n r a d i s, Alma S e i d 1 e r s, Heinrich Schweigers und aller anderen Mitwirkenden, die sich sichtlich auch bemühten, die typisch wienerischen Texte, wo es nur anging, zu mäßigen, ohne daß hierdurch die Brillanz der Vorstellung in Mitleidenschaft gezogen wurde, hinweggefegt. Allerdings erwies sich auch das Stück als solches leichter verständlich als seinerzeit sein Vorgänger. Ovationen krönten dieses Gastspiel in Amsterdam, Amheim, Den Haag, Rotterdam, Utrecht und Tilburg zu einem großen Erfolg. Die für die Bregenzer Festspiele 1962 durch Rudolf Steinboeck neu und sehr modern inszenierte Vorstellung, mit den in einfachen schwarz-weiß gehaltenen Dekorationen Stefan Hlawas und der ansprechenden Einrichtung Paul Angerers, dessen Opernparodie Lachstürme hervorrief, gefiel auch Königin Juliane, die der ersten Vorstellung in Den Haag beiwohnte, und Prinzessin Irene, die in Utrecht anwesend war, sichtlich. Mit einem durchschnittlichen Besuch von 80 Prozent des Fassungsraumes der Theater gehörten diese Vorstellungen zu den bestbesuchten des ganzen Holland-Festivals.

Auch auf dem musikalischen Sektor war aber Österreich erfolgreich vertreten. Beim internationalen Orgelwettbewerb in Haarlem errang Wilfried Grasemann aus Maria-Enzersdorf den ersten Preis. Herbert von K a r a j a n, der statt der eingeladenen, aber wegen Terminschwierigkeiten verhinderten Wiener Philharmoniker sein Berliner Orchester mitbrachte, wurde bei seinem ersten Dirigentengastspiel nach dem Krieg sehr gefeiert. Zweifellos wird Karajan nun bald wieder und diesmal hoffentlich mit seinem Wiener Orchester hier gastieren. Eine ganz unerwartete Sensation waren die Vorstellungen der unbekannten Haydn-Oper „l'infedeltä delusa“, die nunmehr in Wien unter dem Titel „List und Liebe“ von der Wiener Kammeroper aufgeführt wird. Unter Leitung von Alberto E r e d e und Regie von Werner D ü g g e 1 i n gab es eine, größtenteils mit einheimischen Kräften besetzte brillante Vorstellung und ausgezeichnete Kritiken.

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