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Amerikanische Sommerkost

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Nach dem Ende der- Fußballweltmeisterschaft wird es auf dem Premierenmarkt wieder etwas lebendiger. Es wird aber schon Sommerkost geboten, die exquisite Ware hält man traditionsgemäß für den Herbst zurück.

Vorläufig beherrschen amerikanische Filme die Szene, deren Niveau bestenfalls durchschnittlich ist. Relativ das meiste menschliche Format hat da noch der Streifen „Junge Liebe“, der von einer Frau (Joan Darling) gedreht wurde. Die Love-Story spielt sich hier zwischen zwei College-Studenten ab. Er: Nicht von der leichten Art, die Mädchen bei jeder Gelegenheit konsumieren. Sie: Möchte ihm eine gute Partnerin sein, hat aber seit langem ein Verhältnis mit einem' viel älteren verheirateten Mann. So findet sie mit keinem der beiden ein Happy-End und ihm bleibt nur die Erkenntnis, daß man sich an die gegebene Situation anpassen muß. Der Film bemüht sich um ernste, besinnliche Töne und versucht einigen Szenen intellektuellen Back-ground zu geben, bleibt aber konventionell und bietet auch schauspielerisch nur Mittelmaß.

Der Film „Wie geht's aufwärts“ gibt schon im Vorspann zu, daß er geistige Anleihen von Lina Wertmüllers hierzulande noch unbekanntem Werk „Mimi metallurgico ferito nell'onore“ bezogen hat. Die Szene ist hier aus Italien in das Negermilieu von Kalifornien verlegt, der „Held“, ein junger Arbeiter, der in den Ruf heroischen gewerkschaftlichen Einsatzes gekommen ist und in der Obstverwertungsbranche beruflich den Weg nach oben schaffte. Letzten Endes ist er aber ebenso ein Werkzeug der kapitalistischen Unternehmer wie ein Spielball der Frauen, die er beglückt. In dieser Kornödie liegt einiges an satirischer Schärfe im Sozialen und erotischen Bereich, die aber im lauten, kreischenden, mitunter auch vulgären Ton des Dialogs und in der überdrehten szenischen Turbulenz untergeht.

Ähnliches gilt für „Gib Gas und laßt euch nicht erwischen“. Der Film besteht fast nur aus Autoverfolgungsjagden, stellt sicher den bisherigen Rekord an für einen Film zu Schrott gefahreren Autos ein. Als dürres Handlungsgerüst dient die Story eines Paares, das gegen den Willen des Vaters des Mädchens, eines Wirtschaftsbosses mit hohen politischen Ambitionen, in dessen Rolls-Royce ausreißt, um schnellstens in Las Vegas zu heiraten. Den beiden Liebenden werden von Seiten dieses Mannes sowie des tölpelhaften Verlobten ' des Mädchens allerhand Verfolger auf die Spur gehetzt, eine gewaltige Radiopublicity wird um das Pärchen entfacht und löst einen totalen AutoCrash mit zahlreichen Explosionen aus, aber allein als Belustigungsmittel in einem sonst an Einfällen armen Film. Und der ist ebenso dürftig wie fragwürdig.

Als „Zwei ausgebuffte Profis“ werden uns zwei Football-Spieler präsentiert, die in ihrem Sport erfolgreich sind und als gemeinsame Freundin in Ehren eine zweimal geschiedene Frau haben, die schließlich mit einem von ihnen vor dem Traualtar steht, aber im entscheidenden Moment ein „Nein“ spricht. Eine wichtige Rolle, die aber ohne echten geistigen Stellenwert bleibt, spielt hier ein kurioser sektenartiger Verein, der seine Anhänger einem „Bewußtseinstraining“ unterzieht. Aber Sport und Sensibilisierung ergeben hier keine harmonische Mischung, und selbst Stars wie Burt Reynolds, Kris Kristoffersen und Jill Clayburgh bleiben in diesem Film farblos. Charakteristisch für die lieblose Gestaltung sind die häufig am oberen Rand ins Bild geratenden Mikrophone.

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