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Auch Hoteliers wollen Urlaub mit den Kindern

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Es gibt auch im Tourismus Dinge, die zählen mehr als das Geschäft. Zum Beispiel die Kinder, die Familie. Eigene Seminare zeigen, daß dieses Thema in einer Wirtschaftsbranche, die von mörderischem Dauerstreß geprägt ist, ernst genommen wird. Ernsthaft wird deshalb auch daran gedacht, die starre Ferienregelung einmal aufzuknacken. Damit Hoteliers und Gastronomen, Köche und Bademeister endlich auch einmal das bekommen, was sonst nur die Gäste genießen: Urlaub gemeinsam mit den Kindern.

Der Bad Kleinkirchheimer Hotelier und Bundesobmann der österreichischen Hoteliervereinigung, Günther Ronacher, lenkt die Aufmerksamkeit auf Lech am Arlberg. In der Vorarlberger Wintersportmetropole wird vorexerziert, was man sich auch in Kärnten vorstellen könnte: Im Herbst, der „toten Saison”, haben die Kinder von Lech eine Woche schulfrei. Denn während der normalen Sommer- und Winterferien bleibt den im Tourismus engagierten Eltern kaum eine Sekunde Zeit, um mit den Kindern selbst Ferien zu genießen. Die Herbstwoche hingegen gehört ganz der Familie.

„So eine Ferienwoche wäre eine gute Geschichte”, sagt Maria Sauper, die Schloßwirtin in Großkirchheim im Nationalpark Hohe Tauern, die mit vier Kindern gesegnet ist. „Vielen in unserer Branche bleibt ja gar nichts anderes übrig, als die Kinder aus der Schule zu nehmen, wenn wir mit ihnen zusammen einmal wegfahren wollen.” Familie und Tourismuswirtschaft - das ist für Maria Sauper aber ein noch viel weiter gespanntes Thema - wenn im Streß die Familie auf der Strecke bleibe, dann „berührt das unsere Emotionen sehr”.

Unter den Ho-teliersfamilien wird viel darüber geredet, um Rat gefragt, aber auch beispielhaft vorgelebt. „Zum Beispiel früherdie Familie Moosbrug-ger von der Alten

Post: Die haben konsequent am Donnerstag einen Familientag eingelegt. Da mußte alles andere hintanstehen”, berichtet Maria Sauper von der ihr befreundeten Familie aus - Zufall? -Lech.

„Aber das Problem mit der Zeit für die Familie betrifft nicht nur die Gastronomie, sondern eigentlich alle”, sieht die Schloßwirtin eine allgemeine gesellschaftliche Erscheinung vorliegen und sie hat ein gutes Rezept dafür: „Wenn einem etwas wichtig ist, dann hat man auch die Zeit dafür. Und dann ist es auch noch wichtig, was man daraus macht!” Auch wenn gerade in Hoteliersfamilien der Streß der Eltern oft groß sei, so hätten die Kinder doch den Vorteil, daß beide Eiternteile immer da seien, führt Maria Sauper auch positive Seiten ihrer Berufsgruppe ins Treffen.

Hotel mit Familiensinn

„Wie bin ich denn aufgewachsen? Zwei Monate bin ich bei den Gästen auf unserem Campingplatz herumgekugelt, die restlichen zehn Monate aber hatten die Eltern doch umso mehr Zeit für mich”, erzählt aus einem Hotelierleben Siegfried Neu-schitzer. Er hat mit „Österreichs erstem Babyhotel” in Trebesing im Liesertal den Familiensinn selbst zum Untemehmensleitziel gemacht. Klar, daß die Zeit, die sich die Neu-schitzers für ihren 16 Monate alten eigenen Nachwuchs selbst in der Hochsaison genügend Zeit herausnehmen. Wenn der Sproß ins Schulalter kommt, möchte auch der „Windelwirt” Neuschitzer eine Herbstferienwoche für gemeinsame Ferien nicht missen: „In Norddeutschland gibt's auch die Kartoffelwochen. Warum soll das bei uns nicht funktionieren?!”

„Das wäre sicher nicht nur für Hoteliers von Vorteil, sondern für alle

Beschäftigten in der Tourismusbranche - von den Bädern hin bis zu den Tennisplätzen und Golfplätzen”, drängt auch der Pörtschacher Hotelier Gerhard Rainer auf eine solche Sonderferienwoche, die einfach den langen Sommerferien abgezwackt werden sollte.

Aus der Erfahrung mit seinen drei Töchtern weiß Rainer, welches Gfrett es jedesmal war, die Kinder außer-tourlich ein paar Tage aus der Schule herauszunehmen, um endlich auch einmal selbst Familienurlaubmachen zu können. Rainer glaubt, daß eine solche Regelung mit einer Herbstferienwoche nicht bloß auf die ausgesprochenen Ferienorte beschränkt bleiben müßte, sondern auf das ganze Bundesland angewandt werden könnte. „Das würde zu einer weiteren Entzerrung der dichten Reiseströme führen und gäbe allen, die in der Hochsaison nicht zum Durchatmen kommen, Gelegenheit, selbst einen Familienurlaub zu machen.”

Große Hoffnung auf eine rasche Erfüllung dieses Wunsches der Hoteliers durch die Kärntner Schulbehörden hat Rainer freilich nicht: „Das scheiterte bisher an der heftigen Gegenwehr der Lehrer. Die wollen von ihren zwei Monaten Sommerferien nicht abrücken”, weiß Rainer nur zu gut.

Nicht einmal die Lehrer in der höheren Fachschule für Tourismusberufe in Villach, die überwiegend von Kindern von Fremdenverkehrstreibenden besucht wird, hätten ein Einsehen, verweist Rainer auf eine Diskussion, die mit frostiger Ablehnung der Ferienänderungswünsche durch die Lehrer geendet hatte.

Die Hoteliers aber wollen hartnäk-kig ihre Idee durchsetzen: „Auch wir haben ein Anrecht auf Familienurlaub!”

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