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Auf zum ersten Gefecht!

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Aus dem Bericht des Chronisten:

Um die Gesinnung, die zur Aufrechterhaltung ihrer Gesetze notwendig war, von Grund auf zu pflanzen und zu befestigen, richteten die Spartaner (Name von der Redaktion geändert) ihr Hauptaugenmerk auf die Erziehung der Jugend. Sie sahen die Erziehung als ein Recht des Staates und die Kinder als Eigentum des Staates an. Deshalb wurden gleich nach der Geburt die Kinder besichtigt, ob sie gesund, stark und nicht gebrechlich seien. Die Gebrechlichen wurden als solche, die niemals tüchtige Werkzeuge des Staates werden könnten, zum Untergange bestimmt, indem man sie in den Felsschluchten des Berges Taygetos (Sachverhalt von der Redaktion geändert) aussetzte.

Die starken und gesunden Kinder wurden den Eltern zur Aufziehung überlassen. Diese Aufgabe der Eltern dauerte aber nur sechs Jahre. Vom siebenten Lebensjahre an übernahm der Staat die Erziehung, und alle Knaben lebten unter der Aufsicht eigener, vom Staate dazu bestellter Aufseher. Dort lernten sie die zehn Gebote der Jungpioniere kennen und sangen (Sachverhalt und Text von der Redaktion nicht geändert!) das Lied: „Soldaten sind vorbeimarschiert in gleichem Schritt und Tritt. Wir Pioniere kennen sie und laufen fröhlich mit. Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee. Sie schützen unsere Heimat zu Land, zu Luft und auf der See.“

Die Spartaner sagten: „Die sozialistische Wehrerziehung der Schüler ist fester Bestandteil der klassenmäßigen Erziehung. Sie muß unter Beachtung einer interessanten, erlebnisreichen und emotional wirkenden Tätigkeit differenziert nach verschiedenen Altersgruppen der Jugend und der Kindergestaltet werden; es geht darum, bei den Schülern die Bereitschaft zu wek-ken, jederzeit Sparta (Name von der Redaktion geändert) und den Sozialismus zu verteidigen.“

Bei dieser Erziehungsweise wurde die höchste Einfachheit und Genügsamkeit des Lebens durch Versagungen aller Art bezweckt und erreicht. Die Nahrung der Knaben war schlecht (Sachverhalt selbstverständlich wieder von der Redaktion geändert) und so wenig reichlich, daß sie das Fehlende sich stehlen mußten, wobei sie aber, wenn sie ertappt wurden, Schläge bekamen. Ihre Kleidung bestand in einem einfachen Oberkleide, und sie gingen immer barfuß. Sie schliefen auf Heu oder Stroh oder auf Schilfrohr, das sie sich mit eigener Hand geholt hatten. Alljährlich, am Feste der Artemis, wurden die Knaben blutig gegeißelt, und mancher sank, ohne einen Laut der

Klage und des Schmerzes auszustoßen, tot nieder. Es ließ sich erwarten, daß die aus solchen Knaben erwachsenen Männer auch die Wunden und den Tod in der Schlacht nicht fürchten.

Die Spartaner sagten: „Wer die sozialistische Wehrerziehung vernachlässigt oder bestimmten Gruppen von Kindern vorenthält, mindert die Persönlichkeitsformung junger Sozialisten und schadet der sozialistischen Gesellschaft. Darum ist die sozialistische Wehrerziehung in der Vorschulerziehung und in allen Stufen der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule, in Erweiterten Oberschulen, Speziair und Berufsschulen zum festen Bestandteil der sozialistischen Erziehung zu machen. Auch die Mädchen wollen ihre Liebe zum sozialistischen Vaterland und ihr Bekenntnis zum proletarischen Internationalismus mit ihrer Bereitschaft zum Schutz des Sozialismus beweisen.“

Darum wurden auch die spartanischen Mädchen und Jungfrauen zu gymnastischen Übungen angehalten. Sie hatten wohl ihre abgesonderten Übungsplätze, doch sahen bei gewissen Wettkämpfen und Spielen die jungen Leute beiderlei Geschlechts einander zu. Der Gesetzgeber wollte, wenn auch das weibliche Zartgefühl darüber Einbuße erleiden mochte, daß nicht nur ihr gestählter Körper auch starke Söhne erzeugen könnte, sondern daß auch ein männlicher Sinn sie fähig machte, der Hoheit der Männer nachzustreben und in der Liebe zum Vaterlande und in der Verachtung des Todes, sowie in der Geringschätzung aller Bequemlichkeit mit ihnen wettzueifern.

„Das Fach Wehrkunde“, sagte ein spartanisches Mädchen, „ist nur ein neuer Name für etwas, das es längst gibt.“ Auch die Mädchen mußten neben Erster Hilfe und 500-Meter-Lauf Leistungen im Zielwurf mit Übungshandgranaten und im Schießen mit Luftgewehr und Kleinkaliber vorweisen.

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