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Aus dem Konzertsaal

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Im Kuppelsaal des Palais Schwarzenberg traten die „Freiburger Barock-Solisten“ mit einem Programm auf, das Werke Johann Sebastian-Bachs und seiner- drei bedeutenden Söhne Philipp Emanuel, Wilhelm Friedemann und Johann Christoph Friedrich zum Inhalt hatte. Der große Vater war mit seiner Flötensonate h-Moll, Philipp Emanuel mit einer Trio-Sonate in E-Dur (mit bereits vorklassischen Zügen) vertreten. Johann Christoph brachte mit einem C-Dur-Trio erfrischende Lebendigkeit in das reichhaltige Programm, das die Flötistin Gesa Maatz und die Herren Günter Theis (Oboe), Matthias Scholz (Fagott) und Gottfried Bach (Cembalo) bestritten. Von Wilhelm Friedemann hörte man ein F-Dur-Duo für Flöte und Oboe, das in den eleganten, federnden Auszie-rungen die barocke Pracht seiner Zeit widerspiegelte. Die „Freiburger Barocksolisten“ stellten sich in ihrer anscheinend spezifischen Begabung für Werke dieser stilistischen Ära als eine erstklassige Vereinigung vor, die die beifallsstarke Anerkennung des zahlreich erschienenen Publikums vollauf verdiente. P. L.

Das 4. Konzert im Zyklus „Die Große Symphonie“, von den Wiener Symphonikern unter der Leitung des jungen israelischen Dirigenten Uri Segal ausgeführt, wurde mit Mendelssohns Ouvertüre zu „Ruy Blas“ eingeleitet. Der Komponist, der die geschwollene und blutrünstige Thea-tralik Victor Hugos wenig schätzte, rächte sich, indem er — als Auftragsarbeit — eine elegant instrumentierte, eher heitere Musik ablieferte. Nähere Kennzeichen: keine. — Im Mittelpunkt des Konzerts stand Chopins 2. Klavierkonzert in f-Moll, in Wirklichkeit vor dem (stärkeren) ersten in e-Moll entstanden und von dem zwanzigjährigen Komponisten 1830 in Warschau zum ersten Mal vorgetragen. Das Orchester hat lediglich Begleitfunktion — eine Tatsache, die der Dirigent nicht zu vertuschen trachtete. — Shura Cherkassky am Steinway hat hier keine Gelegenheit zu donnernden Kaskaden, sondern erfreute durch ein fein ziseliertes und vielfarbig nuanciertes Spiel, das die vollkommen intakte Technik des Zweiund-sechzigj ährigen erkennen ließ. — Den zweiten Teil des Programms bildete die „Phantastische Symphonie“ von Berlioz — in den letzten drei Jahren wie oft wohl, immer wieder, in unseren Konzertsälen dargeboten! Als hätte Berlioz nichts anderes geschrieben. Eine andere Unsitte muß vermerkt werdenrndaß die Geburtsdaten der Künstler — wahrscheinlich auf deren Wunsch — immer seltener angegeben werden. Das ist bei einem so vielversprechenden Anfänger wie Segal, der in Jerusalem geboren, in London ausgebildet und in den USA mehrfach prämiiert wurde, besonders absurd.

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