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Eine Woche Weltpoiitik

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Der Streik der Arbeiter in den polnischen Küstenstädten ging am 30. beziehungsweise 31. August zu Ende, nachdem die polnische Führung den Forderungen der Streikenden in Stettin und Danzig weitgehend entgegenkam. Kern der Übereinkünfte ist neben umfangreichen sozialen Zusagen vor allem die Zustimmung der Regierung zur Bildung einer unabhängigen, sich selbst verwaltenden Gewerkschaft. Daneben garantiert die Staatsführung den Arbeitern auch das Streikrecht, verspricht mehr Publikationsfreiheit für die katholische Kirche und erklärt sich auch mit einer Uberprüfung der Zensurbestimmungen einverstanden. Zum Großteil Zugeständnisse also, die in der totalitären Wirklichkeit Osteuropas eine geradezu sensationelle Erweiterung des Freiheitsraumes der Bürger und vor allem der Arbeiter darstellen: wenn diese Zusicherungen der Regierung nicht nur auf dem Papier stehen ...

In den KP-Zentralen Osteuropas herrscht offensichtlich große Furcht, die polnischen Ereignisse könnten eine Kettenreaktion im kommunistischen Machtbereich auslösen. Das zeigte sich einmal an der äußerst unvollkommenen und vorsichtigen Berichterstattung über die Streiks an der polnischen Ostseeküste in den Parteiorganen der einzelnen Länder (Ausnahme: Jugoslawien). Das zeigte sich aber etwa auch an der Reaktion des Pragers Regimes, das auf eine Solidaritätsadresse der aktiven Bürgerrechtsbewegung „Charta 77" an die Streikenden in Polen sofort übernervös mit Verhaftungen reagierte: Am 29. August wurden in Prag Maria Hromadkovä und Miloä Rejchrt, zwei Sprecher der „Charta", inhaftiert.

Mehr als 300 Tage halten radikale Moslems nun schon 52 Amerikaner als Geiseln im Iran fest und die Hoffnung auf ihre Freilassung ist so vage wie eh und je. Dabei scheint ein Teil der politischen Führung in Teheran sehr wohl zu erkennen, daß die Geiselaffäre dem Iran international gesehen nur Minuspunkte eingebracht hat. So gab Präsident Bani Sadr am 30. August in einem Interview mit der „Teheran Times" zu, daß der Iran viel Schaden erlitten hätte und setzte sich für die Freilassung der Geiseln ein. Davon aber will die radikale Islamisch-Republikanische Partei, die im Teheraner Parlament das Sagen hat, und auch Revolutionsführer Ayatollah Chomeini nach wie vor nichts wissen.

Leonid Breschnew, sowjetischer Staats- und Parteichef, hat am 26. August in Briefen an US-Präsident Carter, den westdeutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt und andere führende Politiker der NATO-Staaten vorgeschlagen, bald mit Gesprächen über eine Begrenzung der nuklearen Rüstung in Europa zu beginnen. Von amerikanischer Seite wurde indessen bekannt, daß vermutlich während der nächsten UNO-Generalver-sammlung im Herbst zwischen Moskau und Washington erste Vorgespräche über einen Verhandlungstermin aufgenommen werden würden.

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