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Eine Woche Weltpolitik

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Der westdeutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und sein Außenminister Hans-Dietrich Genscher brachen am 30. Juni zu einem zweitägigen Besuch nach Moskau auf. Schon seit Wochen und Tagen stand diese Reise im Mittelpunkt heftiger politischer Kontroversen. Das Oppositionslager in Bonn etwa befürchtete, Moskau könnte mit Hilfe vager bilateraler Signale die transatlantische , Allianz noch weiter auseinanderdividieren. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Afghanistan-Frage und der Komplex der Mittelstreckenrüstung in Europa.

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Bei der NATO-Friihjahrsta-gung, die am 25. und 26. Juni in der türkischen Hauptstadt Ankara stattfand, bekräftigten die Außenminister der 15 Mitgliedsstaaten des Nordatlantikpaktes die Erklärung des Weltwirtschaftsgipfels von Venedig, in der die Anwesenheit sowjetischer Truppen in Afghanistan unerwartet deutlich verurteilt worden war. Einmal mehr forderte die NATO den totalen und sofortigen Rückzug der Roten Armee aus ihrem südlichen Nachbarland und wies die jüngste sowjetische Ankündigung eines teilweisen Truppenabzuges als uninteressant zurück. *

US-Präsident Jimmy Carter trat im Anschluß an den Weltwirtschaftsgipfel in Venedig eine Südosteuropa-Reise an. Bei seinem 24stündigen Staatsbesuch in Belgrad betonte er erneut die amerikanische Unterstützung für ein unabhängiges Jugoslawien. In Madrid, wo Carter am 25. Juni eintraf, würdigte er den Demokratisierungsprozeß in Spanien und versicherte, die USA befürworteten eine Kandidatur des Landes zur Aufnahme in die NATO vorbehaltlos. Die Stärkung des portugiesischen Militärpotentials im Rahmen der NATO kam in Lissabon zur Sprache, wohin sich der amerikanische Präsident am 26. Juni zum Abschluß seiner Südosteuropa-Reise begab.

Frankreichs Staatschef Gis-card d' Estaing gab am 26. Juni auf einer Pressekonferenz im Elysee bekannt, daß sein Land bereits Versuche mit der Neutronenbombe durchgeführt habe. Bis in zwei Jahren - so Giscard d' Estaing - könne Frankreich die Produktion dieser Waffe aufnehmen. Ihre „Force de Frappe” wollen die Franzosen auch mit neuen Bombern, U-Booten und Raketen modernisieren. Vorgesehen sind außerdem bewegliche Abschußrampen für strategische Waffensysteme.

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Die vietnamesischen Angriffe auf Flüchtlingslager im thailändisch-kambodschanischen Grenzgebiet haben auch bei den Staaten des Verbandes südostasiatischer Nationen (ASEAN) Alarmstimmung ausgelöst. Die 13. ASEAN-Außenministerkonferenz in Kuala Lumpur wertete die Grenzverletzungen als „direkte Bedrohung Thailands und Südostasiens”. Scharf reagierte auch die Volksrepublik China. Peking forderte Hanoi auf, die Aggression in Thailand sofort zu beenden und seine Truppen aus Kambodscha abzuziehen. Die USA kündigten eine verstärkte Waffenhilfe an Thailand an.

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