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Eine Woche Weltpolitik

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• Zwischen Bonn und Washington herrscht nach Aussage des deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher in weltpolitischen Fragen derzeit „nahtlose Übereinstimmung“: so erklärte er jedenfalls nach Abschluß seiner zweitägigen Beratungen in der amerikanischen Bundeshauptstadt. In einer offiziellen Erklärung betonten die Bundesrepublik und die USA ihren Willen zu Verhandlungen, besonders aber zur Wiederaufnahme von Gesprächen mit der Sowjetunion über die nukleare Rüstungsbegrenzung in Europa. Allerdings: Auf höchster Ebene wird es zwischen Moskau und Washington so schnell nicht zu Beratungen kommen, schenkt man den Worten von US-Au- ßenminister Alexander Haig Glauben. Der schloß nämlich am 14. März einen Gipfel Reagan-Breschnew in naher Zukunft dezidiert aus.

• Der Machtkampf im Iran nimmt immer schärfere Formen an, nachdem es anläßlich einer Rede von Präsident Abulhassan Bani Sadr vor der Teheraner Universität zu einem Handgemenge zwischen seinen Anhängern und militanten Gegnern gekommen war. Ministerpräsident Ali Radschai, Parlamentspräsident Rafsandschani sowie andere führende Köpfe des radikal-islamischen Lagers kritisierten Bani Sadr in Zusammenhang mit diesen Vorfällen in scharfer Form, der wiederum drohte mit seinem Rücktritt: Ein Konflikt jedenfalls, von dessen Ausgang viel für die zukünftige Entwicklung des Iran abhängt.

• Giscard d’Estaing - ein „vorsichtiger und reservierter Politiker“, der in der „politischen Arena Autorität gewonnen“ und „Frankreichs Stellung überall in der Welt gefestigt“ hat: Käme diese Beurteilung von gemäßigt konservativer, liberaler oder gar sozialdemokratischer Seite, Staatspräsident Giscard d’Estaing, der sich um seine Wiederwahl bewirbt, hätte gewiß seine Freude daran. Von dort kommt sie aber nicht, sondern vom sowjetischen Parteiorgan „Prawda“, das Giscard am 14. März in solch hohen Tönen Anerkennung gezollt hat. Und so erntet er anstatt Lob von außen (von Moskau wohl als Wahlhilfe gedacht) hauptsächlich Spott. Mitbewerber Jacques Chirac zu dieser Angelegenheit: „Natürlich hat der Kreml ein Interesse daran, einen schwachen Präsidenten in Paris zu haben ,.. “

• Gegen westliche Basen auf ihren Territorien sprachen sich die Außenminister Saudiarabiens, Kuwaits, Katars, Omans, Bahreins und der Vereinigten Arabischen Emirate aus, die am 9. und 10. März in Muskat zu gemeinsamen Gesprächen zusammengetroffen waren. Damit stellten sie sich den Bestrebungen der USA entgegen, die darauf drängen, Basen in der Golfregion zu errichten, um damit die Sowjets von einem möglichen Vorstoß in dieses erdölreiche Gebiet abzuschrecken. Bei den Herrschern am Golf sitzt die Furcht vor subversiver Agitation gegen ihre Regime (die im Falle der Installierung westlicher Basen gewiß verstärkt zu erwarten wäre), aber offenbar noch tiefer als die Angst vor einem sowjetischen Angriff ä la Afghanistan.

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