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Bischfe zum Schweigen verurteilt?

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FRAGE: Wir sind auch Ihrer Meinung, daß ein solcher Dialog nur fruchtbar sein kann, wenn sich die zuständigen Stellen, vor allem also auch die Bischöfe daran beteiligen. Warum kommt es kaum zu einem solchen Dialog mit Beteiligung der Bischöfe? Sie sagen in Ihrem Hirtenschreiben, daß die Bischöfe heute oft ziim Schweigen verurteilt seien. Was hat Sie zu dieser Bemerkung veranlaßt?

ANTWORT: Ich halte im Jahr über 500 Vorträge, Predigten und Ansprachen und das schon seit 16 Jahren. Ich spreche alljährlich vor 300.000 bis 400.000 Menschen. Meine

Argumente aber erscheinen niemals in der Presse. Ich gestehe, daß ich mich darum auch nicht sonderlich bemüht habe, und zwar aus der Sorge, daß meine Worte entstellt werden, aus dem Zusammenhang gerissen oder. daß die; Leser den Zusammenhang nicht erfassen. Ich bin erst heute früh von einem Vortrag zurückgekommen, den ich in einer kleinen Gemeinde über das Konzil gehalten habe. Ich habe seit Konzilsbeginn schon über 300 Konzilsvorträge gehalten. Glauben Sie, daß darüber schon viel in der Presse berichtet wurde? Es ist sogar schon soweit, daß sich viele Presseorgane darum nicht mehr annehmen, weil ich eben keine Sensationen und Neuheiten, sondern das alte Evangelium, die markanten Grundsätze des Zweiten Vatikanums und viele Forderungen, die gerade die moderne Zeit an uns Christen stellt, zu künden habe, FRAGE: Sie schreiben weiter: „Antworten der Bischöfe an Redaktionen werden von diesen nicht'einmal zur Kenntnis genommen“. Auch das ist ein schwerer Vorwurf, besonders dann, wenn es sich dabei um katholische Journalisten handeln sollte. Ich nehme an, daß Sie dabei einen konkreten Fall vor Augen haben.

ANTWORT: Ich habe nicht nur einen konkreten Fall vor Augen,sondern mehrere. Weil nun einmal die Wiedergabe der spezifischen kirchlichen Wortverkündigung keine Sensation ist und den Presseleuten die Sorge bereitet, daß sie nicht gut „ankommt“, wird die spezifische Problematik der Kirche, wie ich sie als Bischof sehe, vielfach übergangen. Daß nicht einmal mein Hirtenwort eine wohlwollende Kritik gefunden hat bei diesem oder jenem christlichem Presseorgan, und zwar nicht in der Diözese Linz, sondern zunächst auswärts, dürfte Ihnen sehr wohl bekannt sein; wobei auch kein Bischof Unfehlbarkeit beansprucht auch ich nicht, aber das Lehrami ausüben und dabei Wahrheiten und Grundsätze verkünden, die nicht vor mir erfunden sind, sondern von dei Bibel, von der allgemeinen Lehre dei Kirche und ganz besonders vom Konzil ausgehen, kann doch wohl nicht als Monolog eines Bischofs abgetan werden, während Journalisten eben immer Dialog betreiben.

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