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Gibt es in der Kirche ein freies Wort?
Das freie Wort in der Kirche. Die Chancen des Christentums. Von Karl Rahner. Zwei Essays. Christ heute, dritte Reihe, zweites Bändchen. Einsiedeln, Johannes-Verlag. 78 Seiten.
Ein sehr klug und behutsam geschriebenes „freies Wort" über das freie Wort in der Kirche: ob Laien, ob Priester eine freie und eigene Meinung haben dürfen. Daß es so etwas wie „öffentliche Meinung" in dc-r Kirche gibt, erklärt Rahner mit der Verantwortung, die heute auch der Laie für den Gang der Kirchengeschichte hat. Autorität einerseits, Gewohnheit anderseits — damit allein ist nicht geholfen. Was „man" denkt, was „man" spricht, soll durch diese „öffentliche Meinung" der lehrenden Instanz der Kirche mitgeteilt werden, ohne je dadurch Pflicht und Recht päpstlicher Entscheidung anzugreifen. Gefährlicher wären die geheimen Häresien:Wahrheiten,die‘dogmatisch falsch sind, und nur von Mund zu Mund, in „privaten Aussprachen", weiterleben und langsam die Gehirne und Herzen vergiften. Das freie Wort braucht die Kirche zu ihrer Orientierung, wie die
Laien die Orientierung des Lehramtes brauchen. Die zweite Abhandlung „Die Chancen des Christentums" räumt unseren Unglauben an die Gnade Gottes fort. Wer nach den Chancen für das Christentum fragt, beweist damit, daß er weder Glaube, noch Gnade v o r a u s s e t z t für sein Leben in der Kirche und als Christ. „Würden wir das Christentum mehr als die Gnade erkennen, in der dem gegeben wird, der es fassen kann, nicht sosehr von jedem etwas abverlangt wird, -was er nur unwillig hergibt, dann hätte unser Wort oft mehr werbende Kraft." Wir leben, als müsse Gott „funktionieren", anstatt mit Seiner Gnade den Beginn für alles Christenleben zu erwarten. — Diese beiden Essays sind eine Erleichterung für die Gemüter, auch für die theologischen.
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