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Guter Rat muß nicht teuer sein

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Ob man nur in einem Betrieb schnuppern möchte oder einen Rhetorikkurs besuchen will, Kammern und andere Organisationen bieten ein umfassendes Service.

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Ob man nur in einem Betrieb schnuppern möchte oder einen Rhetorikkurs besuchen will, Kammern und andere Organisationen bieten ein umfassendes Service.

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Wie wichtig guter Rat und Beistand gerade in der Startphase für einen angehenden Unternehmer sind, darauf wurde in den vergangenen sechs Folgen bereits hingewiesen. Auch darauf, daß sich als erste Informationsquelle bei auftauchenden Problemen die Kammern anbieten. Sie sind nicht nur Auskunftsstellen, sondern auch in Zukunft die gesetzliche Interessenvertretung eines angehenden Selbständigen.

Mit der Erlangung der Gewerbeberechtigung wird man ohnehin Kammermitglied und muß sozusagen als Eintrittsgeld die Einverleibungsgebühr bezahlen. Da die Kammern Körperschaften öffentlichen Rechtes sind, entsteht die Mitgliedschaft kraft Gesetz, ist also eine Pflichtmitgliedschaft.

Eine Besonderheit der Organisation der Kammern ist ihre fachliche Unterteilung. Die Landeskammern gliedern sich zunächst in je sechs Sektionen: in Gewerbe, Industrie, Handel, Geld-, Kredit-und Versicherungswesen, Verkehr und Fremdenverkehr. In diesen Sektionen sind in jedem Bundesland jeweils 130 Fachorganisationen zusammengefaßt.

Dem föderalistischen Staatsaufbau entsprechend wiederholt sich diese Gliederung auf Bundesebene. Das Dach dazu gibt die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft ab. Die Fachgruppen und Fachverbände sind allerdings autonom, die Bundeskammer hat nur Weisungsrecht.

Mit dem Begriff Interessenvertretung ist schon ein wesentlicher Wirkungsbereich der Kammern umrissen: Der wichtigste Aufgabenbereich ist das gesetzlich verbriefte Recht der Kammern, Gesetze oder besonders wichtige Verordnungen, die die gewerbliche Wirtschaft betreffen, zu begutachten. Diese Entwurf e werden von der Bündeswirtschaftskam-mer hinunter zu den Fachverbänden geleitet, bis sie zur Stellungnahme zu einem Gesetzesentwurf werden.

Die direkte Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkeit in der Kammer ist von Branche zu Branche verschieden. Manche Fachbereiche können es sich, quantitativ gesehen, leisten, ihre Mitglieder direkt in das Begutachtungsverfahren einzuschalten. In anderen Branchen können Unternehmer nur stichprobenartig nach ihrem Urteil befragt werden.

Eine weitere Aufgabe der Kammern als Interessenvertretungen liegt in der Präsenz in unzähligen staatlichen Kommissionen und Beiräten. Weiters sind Spitzenfunktionäre der Kammern auch im staatlichen und kommunalen Bereich politisch tätig (Stichwort Sozialpartnerschaft).

Was den Servicegedanken betrifft, so sind eher die Bezirksstellen und Landeskammern für alle Informationen zuständig, mit Ausnahme einer besonderen Abteilung der Bundeswirtschaftskammer, der Abteilung für Handelspolitik und Außenhandel (siehe Kasten) als Zentrale der Außenhandelsstellen. Sie sind auf rund 90 Plätzen der Welt verstreut und stehen Unternehmern, die exportieren wollen, mit Rat und Tat zur Seite.

Rüstzeug wichtig

Ein besonderer Ausfluß des Servicegedankens der Kammern sind die jeweiligen Wirtschafts-förderungsinstitute (siehe Kasten). Gerade sie leisten bei der Unternehmensgründung wertvolle Hilfe.

So stellen sie beispielsweise Unternehmensberater als Ratgeber in den ersten Tagen kostenlos zur Verfügung. Des weiteren werden dann die Kosten — je nach Wirt-schaftsförderungsinstitut verschieden — zwischen dem Interessenten und dem Institut verrechnet.

Außer diesem Informationsservice bieten die WIFIs auch spezielle Gründungsseminare mit Praxisbezug an oder führen ein sogenanntes Schnupperservice durch, bei dem Jungchefs Rat und Hilfe bei „gestandenen“ Unternehmern bekommen können.

Sicher kommt es darauf an, welches Rüstzeug man (noch) als zukünftiger Selbständiger braucht und benötigt, aber für Basisinformationen sind die Kammern mit den Wirtschafts-förderungsinstitäten bestens geeignet. Auch wenn sie mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, daß nur gut sein kann, was teuer ist.

Als Vorfeldorganisation der Kammern agiert die sogenannte „Junge Wirtschaft“. Sie versteht sich als überparteiliche Arbeitsgemeinschaft, die neben Unternehmern bis zum 40. Lebensjahr auch angehende Jungunternehmer berät und betreut. Sie führt Aktionen wie Seminare, Diskussionsrunden und vieles mehr durch, die die Kommunikation zwischen den Mitgliedern fördern sollen.

„Junge Wirtschaft“

Das Service der „Jungen Wirtschaft“ kann jeder, der unternehmerisch denkt, kostenlos in Anspruch nehmen. Beim jeweiligen Referat (siehe Kasten) kann auch der Antrag auf Mitgliedschaft angefordert werden. Die „Junge Wirtschaft“ ist übrigens auch Mitglied der Internationalen Jungunternehmerorganisation, die weltweite Kontakte pflegt.

Eine spezielle Organisation hat auch die Kammer Vorarlberg mit dem „Jungen Handwerk“ und dem Management Center (siehe Kasten). Im Vorfeld der Kammern wirkt auch das renommierte Hernstein Institut für Unternehmensführung der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft (siehe Kasten). Hernstein bietet nicht nur gezielte Managerausbildung, sondern ist unter Umständen auch für Jungunternehmer interessant (zum Beispiel mit speziellen Rhetorik-Kursen, Schulung für Verhandlungstaktik).

Neben der gesetzlichen Interessenvertretung durch die Kammern gibt es auch freiwillige Zusammenschlüsse, wie die Industriellenvereinigung mit ihrer Vorfeldorgartisation „Junge Industrie“ (siehe Kasten). Sie ist ähnlich strukturiert wie die „Junge Wirtschaft“ und hat ähnliche Zielsetzungen. Auch bei ihr kann man kostenlos in der Gründungsphase Rat holen und Mitglied werden.

Im Gewerbe bietet sich als solcher freiwilliger Zusammenschluß der Osterreichische Gewerbeverein an, allerdings mit dem Sitz ausschließlich in Wien (siehe Kasten).

Als weitere Informationsquellen stehen auch spezielle Einrichtungen der Wirtschaftsuniversitäten zur Verfügung. Wie beispielsweise das Management-Service an der Wiener Wirtschaftsuniversität (siehe Kasten). Seminare werden zu fast allen Gründungsphasen angeboten. Oder die Grazer Akademie für Führungskräfte. Die Management-Clubs als Organisation der Volkspartei erweisen sich auch als interessante Auskunftsstelle.

Nicht zuletzt offerieren alle beratenden Berufe wie Betriebs-, Steuer- und Unternehmensberater ihre Serviceleistungen, damit „ihr“ Unternehmen auch wirklich ein Erfolg wird.

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