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Hartkäse mit Musik

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Anläßlich einer Außenhandelstagung „Nord- und Mittelamerika” der Bundeskammer, konnten Präsident Sallinger und Österreichs Außenhandelsdelegierte in New York, Chikago, Los Angeles, Toronto, Montreal, Vancouver, Mexiko und Guatemala eine sehr positive Entwicklung für Österreichs Warenverkehr mit Nord- und Mittelamerika und eine starke Intensivierung während der letzten Jahre aufzeigen.

Zwar waren die Importe 1970 aus Kanada und den USA um 42 Prozent, aus Mittelamerika um 23 Prozent gegenüber 1969, die Exporte hingegen nur um 9,6 Prozent gestiegen und damit hinter dem Zuwachs der österreichischen Gesamtexporte 1970 von 18,4 Prozent zurückgeblieben, doch wiegen unsere Exporte nach Kanada das Handelsbilanzpassivum •gegenüber allen anderen Ländern dieses Raumes so weit auf, daß Österreich noch mit einem Aktivum von 400 Millionen Schilling abschneidet. In Kanada konnte zu einem Zeitpunkt, da die gesamten kanadischen Importe bedingt durch die wirtschaftliche Stagnation sehr stark rückläufig waren, eine Exportsteigerung von 17,2 Prozent gegenüber 1969, von 60 Prozent gegenüber 1968 erreicht und die 1-Milliarden-Schil- ling-Grenze überschritten werden. Dabei entfallen mehr als 50 Prozent der österreichischen Exporte auf Maschinen und Maschinenteile, da Österreich der Hauptlieferant der stark expandierenden kanadischen Snowmobil-Industrie (Sitz Quebec, 1970: 239.700 Motoren, Wert: 22,4 Mil- lionenen CDN-Dollar) ist. Auch bei Export von Nylongarnen nach Kanada steht Österreich an erster Stelle (1970: 1,9 Millionen CDN-Dollar). Ein weiterer Aktivposten sind Sportgeräte inklusive Ski und Skischuhe (1970: 63.800 Paar Ski, 1,7 Millionen Dollar; 46.300 Paar Skischuhe, 962.000 CDN-Dollar), wobei die österreichischen Exporte sogar die Summe der französischen, deutschen, italienischen und schweizerischen Ausfuhren überflügelt haben. Es hat sich gezeigt, daß besonders die „Leisure Industry” ein interessantes Gebiet für österreichische Exporteure ist. Andere Schwerpunkte sind Fruchtsäfte, Fahrräder und Email- geschirr; in den arktischen Regionen Kanadas hingegen, man höre und staune, hat der österreichische Wein- und Bierexport einen durstigen Konsumenten gefunden.

Im Handelsverkehr mit den USA konnte der Warenaustausch in beiden Richtungen über die 3-Milliar- den-Schilling-Grenze erhöht werden. Besonders erfreulich ist dabei, daß österreichischen Produkte den absoluten Marktanteil der Erzeugnisse anderer Länder überflügeln konnten. So wurden die Schweiz (Hartkäse), die Bundesrepublik (Fahrräder und Fruchtsäfte) und alle anderen Konkurrenzländer im Vikosefaser-Ex- port jeweils vom ersten Platz verdrängt und erstmals seit drei Jahren der Warenverkehr mit den USA mit einem Einfuhrüberschuß abgeschlossen, der allerdings mit 112 Millionen Schilling verhältnismäßig gering war.

Wie mannigfaltig die Bemühungen österreichischer Handelsdelegierter sind, zeigen die Kontakte, die die Außenstelle in Los Angeles mit der Filmindustrie Hollywoods hergestellt hat. Nach den für den Fremdenverkehr so werbewirksamen Filmen „Sound of Music” und „Das vergessene Tal”, die Österreich mehr als 100 Millionen Schilling für Mieten, Dreherlaubnis und so weiter gebracht habend soll nun der von der Universal-Film projektierte Johann- Strauß-Film in Österreich gedreht werden, wobei österreichische Firmen und Einzelpersonen (Schauspieler, Kameraleute) mit einem Aufwand von rund 2,5 Millionen Dollar zur Mitarbeit herangezogen werden sollen.

Im Vergleich zu Nordamerika erscheinen die Außenhandelsziffern Mexikos und Mittelamerikas (1970: 95 Millionen Schilling. Import: 278 Millionen Schilling) eher bescheiden, doch ist dies in erster Linie auf die Scheu österreichischer Firmen vor einer gezielten und kontinuierlichen Bearbeitung dieser Märkte mit ihren besonderen Eigenarten zurückzuführen. So sind schöne Erfolge beim Export von Kraftwagen (Guatemala, Salvador, Honduras) und einige Großgeschäfte im Stahlwasserbau erzielt worden, für einen kontinuierlichen Absatz in den mit- teiamerikaniischen ‘ Ländern wird jedoch vor »allem der Ausbau eines Vertreternetzes erforderlich sein, zusätzlich entsprechende Preis- und Lieferbedingungen, Serviceleistungen und rasche Ersatzteillieferungen. Schwierigkeiten ergeben sich auch aus dem Fehlen österreichischer Bankfilialen in diesen Ländern zur Abwicklung bei Großprojekten. Dennoch zeigen sich auch auf diesen Märkten Aufwärtstendenzen und bei weiteren Bemühungen und erhöhtem Interesse sollte es möglich sein, anderen vergleichbaren Staaten wie Belgien, Holland, Schweiz und Schweden nachzuziehen.

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