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Konzerte

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„Tagen der russischen und sowjetischen Musik“ begegnet man zur Zeit in Österreich: Vierzehn Konzerten, in deren Rahmen Künstler wie Andrej Gawrilow, Wladimir Krajnew, Alexander Dmitrijew sich präsentieren Gleich das erste, mit Leningrads Orchester Nummer 2, also den Symphonikern, mit dem Yurlow-Chor, dem Solisten Jewgeni Neste-renko und dem erfolgreichen Pianisten Gawrilow im Musikverein, wurde zu einem Fest des schönen Klanges. Wenn auch die aufgeführten Werke zum Teil kühl ließen Ein „Triptychon“ von Swiridow und Schostakowitschs Kantate „Stenka Rasin“ (1964) sind typische Beispiele „sowjetischer“ Musik. Konservativ, plakativ, recht effektvoll. Mehr scheint man nicht zu wollen. Was in Werken wie der „Chowant-schina“, im „Boris“, bei den Russen der zwanziger Jahre ungezügelt wild und originell hervorbrach, ist hier bereits kunstvoll grell zurechtgemacht. Auf „politischen“ Effekt hin getrimmt. Wie „Stenka Rasin“, ein Werk mit politischen Anliegen, gegen alle Gewaltherrschaft. Aber thematisch natürlich in mittelalterliche Ferne gerückt, wie das bei diesem Thema in der UdSSR so charakteristisch ist. (Besonderes Lob verdienen der exzellente Yurlow-Chor und der Solist Jewgeni Nesterenko.)

Das Ereignis des Abends bescherte aber der junge Andrej Gawrilow, der Serge Prokofieffs 1911 komponiertes erstes Klavierkonzert spielte. Der junge Russe ist einer der meistversprechenden Virtuosen Ein Könner von Format, ein exzellenter Techniker, aber auch ein einfühlsamer Gestalter, in dessen Vortrag die heranreifende Persönlichkeit spürbar wird.

Mit 45 Jahren schrieb Brahms in Pörtschach seine erste Violinsonate G-Dur, deren weiche Melodienfülle Stimmungsbilder des Kärntner Sommers malt. Bekannt wurde sie als „Regensonate“, da der dritte Satz Melos und Sinngehalt einer Strophe des „Regenliedes“ von Claus Groth verarbeitet. Der Dur-Moll-Wechsel der Sätze und wiegender Sechsachteltakt entfalten eine instrumentale Idylle, deren Nachzeichnung Henryk Szeryng (gebürtiger Pole, mexikanischer Staatsbürgerschaft) mit zartem poetischen Einfühlungsvermögen und klangvoller Süße glückt Wie sein Spiel den ariosen Charakter der acht Jahre später komponierten A-Dur Sonate mit dem variierten Liedthema „Wie Melodien zieht es“ betont, wie seine Geige mit samtdunklem Celloton Leidenschaft und Virtuosität der im gleichen Sommer entstandenen d-Moll-Sonate zum Ausdruck bringt, das wurde zum beglückenden Erlebnis des Abends. Anteil an seinem poetischen Zauber kommt auch dem idealen Klavierbegleiter Eu-genio Bagnoli zu, der seinen Part sensibel und verhalten zu einem homogenen Zwiegespräch aufblühen ließ.

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