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Management - was man daran lernen kann

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Professor Dr. Eduard Mayer, Industrie- und Bankkonsulent, Vorstandsvorsitzender der österreichischen Gesellschaft für betriebliche Ausbildung, Vizepräsident der Politischen Akademie der ÖVP, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für staatsbürgerliche Erziehung und Bildung, stand kürzlich der FURCHE für ein Gespräch über das Thema „Managen lernen“ zur Verfügung.

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Professor Dr. Eduard Mayer, Industrie- und Bankkonsulent, Vorstandsvorsitzender der österreichischen Gesellschaft für betriebliche Ausbildung, Vizepräsident der Politischen Akademie der ÖVP, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für staatsbürgerliche Erziehung und Bildung, stand kürzlich der FURCHE für ein Gespräch über das Thema „Managen lernen“ zur Verfügung.

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FURCHE: Was heißt managen eigentlich?

MAYER: Daß ein Ziel durch eingeplante, organisierte und kontrollierte Leistung erreicht werden kann. Wichtig ist, daß man sich bewußt ist: es geht nicht nur um Mitarbeiterführung, sondern auch um den Einsatz von Sach- und Finanzmitteln.

FURCHE: Müssen gute Manager Naturtalente sein oder kann man managen auch erlernen?

MAYER: Man kann eine Menge erlernen. Freilich werden die familiäre und schulische Erziehung, die Erlebniswelt, die Grundmentalität des einzelnen, aber auch die eines Volkes, immer auch auf den betrieblichen Führungsbereich ausstrahlen. Konkret:, Länder, in denen einmal Könige oder Kaiser, Militärs und Professoren ausschließlich oder vorwiegend zu reden hatten, neigen auch im heutigen Management eher zu direktiven oder autoritären Führungsmethoden.

FURCHE: Was am Managen kann man erlernen?

MAYER: Daß es eben nicht nur auf ein exzellentes Fachwissen ankommt - daher die zahlreichen Managementschulen mit einem speziellen Management-Ausbildungsprogramm. Auch Universitäten ziehen zunehmend Lehrbeauftragte heran, die über andere Managementfaktoren als die traditionellen reden können. Die Verzahnung von Praxis und Theorie sollte noch stärker vorangetrieben werden. So ist es erfreulich, daß heute in immer mehr Unternehmungen auch Persönlichkeiten, die aus der Wissenschaft kommen, nach einer gewissen Einarbeitungszeit leitende Positionen einnehmen. Auch das Beispiel der Wirtschaftsuniversität mit ihren open-door-Veranstaltungen sollte ausgebaut und nicht nur in Wien praktiziert werden.

FURCHE: Wer lehrt managen? Wer sollte es lehren?

MAYER: Erfahrene Praktiker, mit dem erforderlichen pädagogischen Rüstzeug ausgestattet, wären die besten Lehrer. Ihre Zahl nimmt erfreulicherweise zu. Daneben gibt es Management-Trainer, die die Erfah-rungs- und Erfolgswerte vieler Unternehmungen in der Managementausbildung einbringen. Schließlich die Wissenschafter der Universitäten, die sich zunehmend in der post-gra-duate-Managementfortbildung engagieren.

FURCHE: Welcher Erfolge können sich Management-Trainer schon rühmen?

MAYER: Die Erfolgsmessung ist in der Fachausbildung leichter. Führungswissen, _ Verhaltenstechnik, Modalitäten einer besseren Teamarbeit und eines akzeptablen Betriebs-

klimas sind verständlicherweise schwerer zu messen. Aber es gibt auch dafür Methoden, die zunehmend verfeinert werden. Dies gilt im besonderen für Maßnahmen der Organisationsentwicklung und der Ausbildung im Verkaufs- und Einkaufsbereich, für Preis- und Rekla-

mationsgespräche sowie Anschlußaufträge.

FURCHE: Welche neuen Tendenzen herrschen derzeit im Bereich des Management-Trainings vor - ein Zug zur Individualisierung oder zur Kollektivierung von Techniken ...?

MAYER: Ich scheue vor Begriffen wie „Management-Technik“ oder „Führungsstil“ überhaupt zurück, weil dergleichen den Eindruck allzu großer „Machbarkeit“ erregt. Man muß in jedem Einzelfall von der führungsspezifischen Situation ausgehen. Bloße Verhaltensänderungen von Vorgesetzten führen auch nicht automatisch zu betrieblichen Problemlösungen. Auch Organisationsformen und Arbeitsstrukturen müssen verändert werden, wie dies in jüngster Zeit bei der VÖEST-Alpine und der Steyr-Daimler-Puch AG geschehen ist.

FURCHE: Ist Management-Ausbildung nur für die Wirtschaft notwendig oder nicht auch für die Parteien, den Staat, die Kirche?

MAYER: Seit Jahren bildet die ÖVP regelmäßig ihre 500 höchsten Funktionäre einschließlich der Nationalräte und Bundesräte unter entscheidender Mitwirkung ihrer Politischen Akademie auch in modernen Management- und Verhaltenstechniken aus. Ähnliches ist mir von der Tätigkeit des Dr.-Karl-Renner-Insti-tutes und des Freiheitlichen Bildungswerkes bekannt.

FURCHE: Und in der staatlichen Verwaltung?

MAYER: Der Staat gibt eher ein negatives Beispiel an Aus- und Weiterbildungsbereitschaft. Das weist auch eine in elf europäischen Ländern durchgeführte Studie der europäischen Managementgemeinschaften aus. Wichtig wäre ein Umdenken in der Verwaltungshierarchie. Es genügt nicht, daß man Hunderte Millionen in Computer investiert. Eine effiziente Verwaltungsreform kann nur im Zusammenhang mit einem klaren Aus- und Fortbildungskonzept zustandegebracht werden. Die

gute Idee mit dem Gesetz über die Verwaltungsakademie hat jedenfalls keine besondere Auswirkung bzw. Fortschritt gebracht. Auch hört man wenig von einer Koordinierung der Länderaktivitäten und -vorhaben in Aus- und Weiterbüdungsfragen bzw. von einem Erfahrungsaustausch.

FURCHE: Und die Manager der auch nicht eben kleinen kirchlichen Administration? Legen auch sie auf entsprechende Aus- und Weiterbildung Wert?

MAYER: Ich bemerke positive Anzeichen im Bereich der Finanzkammer und der Wirtschaftsverwaltung, im besonderen in bestimmten Or-

densgemeinschaften. Ich könnte mir auch vorstellen, daß das Managen der an Umfang stets zunehmenden Aufgabenbereiche der österreichischen Bischofskonferenz die Anwendung neuer Erkenntnisse der Organisationsentwicklung und der internen Kommunikationsgestaltung gut vertragen könnte.

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