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Richtet nicht!

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Was sagt Jesus zu dem Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten? Zwei Stellen aus der Bergpredigt können damit in Bezug gebracht werden.

,Jhr habt gehört, daß zu den Alten gesagt wordenist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen“ Matthäus 5J33-37.

Wer von solcher Gesinnung erfüllt ist, für den kommt ein falsches Zeugnis wider seinen Nächsten, sei es vor Gericht oder sonstwo, nicht in Frage.

Aber das zweite Wort ist in diesem Zusammenhang von gleicher Wichtigkeit. .Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet auch ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden“ Matthäus 7, 1-2.

Jesus warnt uns vor dem Richten. Wir sehen nämlich zu leicht den Splitter im Auge des Bruders oder der Schwester und übersehen den Balken im eigenen Auge. Wer richtet, ist in Gefahr, Unrecht zu tun. Wer das bedenkt und aus dieser Gesinnung lebt, wird bescheiden und rücksichtsvoll.

Mit Recht schreibt Adolf Exeler in seinem Buch über die Zehn Gebote: „Rücksichtslose Wahrheit' ist jedenfalls keine biblische Tugend ... Es geht nicht um möglichst rigorose, aber auch nicht um eine möglichst laxe, sondern um eine möglichst humane Moral, die noch in sich zu differenzieren ist: Eine Schadenslüge zum Beispiel, das heißt eine Lüge, mit der ich jemandem schade, wiegt entschieden schwerer als jene Notlüge, durch die man von anderen oder von sich selbst einen gerechten Schaden abwenden möchte.“

Ziel des achten Gebotes ist weder eine absolute Wahrhaftigkeit noch eine absolute Gerechtigkeit, sondern das Wohl des Menschen, das nur erreichbar ist, wo sich Wahrheit und Liebe verbünden.

Das menschliche Zusammenleben braucht als Grundlage das gegenseitige Vertrauen. Diese Basis wird durch Lüge und Unrecht zerstört. Das achte Gebot will dafür sorgen, daß diese Basis im persönlichen und gesellschaftlichen Leben wiederhergestellt werden kann.

29. Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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