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Schöpfung
Die Christen bezeichnen die Welt als Schöpfung. Was bedeutet Geschaffensein? Ist die Schöpfung eine Offenbarung Gottes?
,J)ie Welt als Ganzes und im einzelnen trägt wie eh und je das Zeichen des Geschaffenseins; ihre Endlichkeit ist die deutlichste Spur davon. Endlichkeit besagt: etwas existiert nicht kraft seines Wesens, also naturnotwendig ... Wenn es existiert, existiert es faktisch zufällig'..., es könnte ebenso gut nicht sein. Geschaffensein bedeutet: Sein haben, aber den Grund des Seins nicht aus sich selbst besitzen, sondern empfangen haben” (Heinrich Fries).
Die Zeichen des Geschaffenseins lassen . erkennen, daß alles, was in dieser Welt existiert, nicht Gott ist und auch nicht Gott sein kann; eine Erkenntnis, die keineswegs selbstverständlich ist. Menschen sind immer in Gefahr, Gott mit Götzen zu vertauschen und Geschaffenes für die letzte Wirklichkeit zu halten.
„Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne die wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter” Weish 13J.-3.
Das Geschaffene ist nicht Gott; aber das Geschaffene und Gott stehen nicht beziehungslos nebeneinander. Die Endlichkeit und auch die Größe des Geschaffenen können und sollen den Menschen veranlassen, nach dem Grund alles Seienden zu fragen. ,J5s ist notwendig, daß der Mensch diese Möglichkeit seines Geistes: das Fragen, das Nach-dem-Grund-Suchen nicht verschüttet, sondern ans Licht kommen läßt” (Heinrich Fries).
Wer dieses Suchen und Fragen wirksam werden läßt, kann Gott in der Schöpfung wahrnehmen, weil Gott in den Werken der Schöpfung aus seiner Verborgenheit heraustritt: „Seit der Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahr-genorrtmen, seine ewige Macht und Gottheit” Rom 1J0.
Nicht für jeden wird dieser Verborgene offenbar. Der Mensch kann nach Paulus auch die Wahrheit niederhalten.
Die Lehre von der Schöpfung besagt also ein Zweifaches: Alles, was wir in der Welt vorfinden, ist nicht Gott. Aber alles, was ist und uns umgibt, verweist auf Gott. Gilt dies auch für unsere säkularisierte Welt?
Zwölfter Teil einer am Buch „Fundamentaltheologie” von Heinrich Fries (Styria 1985) orientierten Serie.
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