Lehrlingsmangel und Akademisierungswahn

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Die seit langem propagierte Aufwertung der Lehre funktioniert ganz offensichtlich nicht. Über eine eklatante Fehlentwicklung.

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Die seit langem propagierte Aufwertung der Lehre funktioniert ganz offensichtlich nicht. Über eine eklatante Fehlentwicklung.

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Dass Österreichs Unternehmen mitten in der größten Arbeitslosigkeit der Zweiten Republik händeringend nach Lehrlingen suchen, gehört zu jenen Meldungen, die man zweimal lesen muss, bevor man sie glauben will. Tatsächlich gibt es trotz Krise viel zu wenige Bewerbungen für nicht weniger als 17.600 offene Stellen. Der paradoxe Grund: Weil Aufstiegsklauseln mit Rücksichtnahme auf pandemiebedingte Erschwernisse derzeit auch bei negativen Abschlüssen einen Wechsel in die nächsthöhere Klasse ermöglichen, fehlt es an Schulabbrechern. Dass gerade sie das größte Reservoir für Neubewerbungen ausmachen, stimmt nachdenklich.

Die seit langem propagierte Aufwertung der Lehre funktioniert ganz offensichtlich nicht. Die Einstellung, dass Schüler mit guten Noten auf eine höhere Schule mit Blickrichtung Universität oder Fachhochschule gehen sollten und solche mit schlechten Noten in die Lehre, scheint sich in den letzten Jahren sogar noch verfestigt zu haben.

Eklatante Fehlentwicklungen

Wenn aber – unabhängig von Neigung und Eignung – die rein schulische Ausbildung sozial so viel mehr zählt, verschlechtert dies zugleich die durchschnittliche Einstiegsqualität jener, die sich doch für den direkten Einstieg in die Lehre entscheiden. Ihre Zahl geht wegen des geringen Sozialprestiges noch dazu deutlich stärker zurück, als es die veränderte Demographie der geburtenschwächeren Jahrgänge erwarten ließe. Auch das erklärt den überraschenden Ruf nach mehr Schulabbrechern.

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