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Vertrauen

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Zum ersten Mal in der Geschichte der Ad-limina-Be- suche wurden Österreichs Bischöfe diesmal von einem Troß Journalisten begleitet.

„Begleitet“ ist eigentlich falsch: Die Bischöfe flogen nach Rom, und die Journalisten flogen nach Rom. Getrennt natürlich. Man traf sich gelegentlich. Und-wenn ein Journalist einen Bischof traf, schien das manchem Bischof peinlich zu sein.

Einmal dachte ich so bei mir, die Kirche hat so viel Geheimnisse zu hüten, daß sie Geheimnistuereien eigentlich verachten sollte. Besonders dann, wenn das Kirchenvolk eines ganzen Landes betroffen ist.

Umso mehr ist es zu würdigen, daß Erzbischof Karl Berg, Bischof Stefan Laszlo und Bischof Johann Weber zum Abschluß des Besuches in der Anima eine Pressekonferenz gaben — unter Bedingungen, die für das Trio eher deprimierend ‘waren: Aus Zeitgründen hatte ihnen der Papst seine Rede über die Kirche in Österreich nur in Teilen vorgelesen; den vollen Text hatten die Journalisten früher in der Hand als die Bischöfe. Johann Weber lieh sich für die Pressekonferenz ein Exemplar von einem meiner Kollegen aus. Im übrigen war die Rede schon fertig, noch ehe die Bischöfe Egon Kapellari, Reinhold Stecher, Maximilian Aichern und Alfred Kostelecky am vergangenen Freitag zur Audienz empfangen wurden.

Nach den ersten oberflächlichen Interpretationen wird der Inhalt dieser Ansprache jetzt sicher von Exegeten genau analysiert werden. Daß Einheit und Glaubensdisziplin die dominierenden Elemente des Textes sind, läßt sich selbst bei flüchtiger Lektüre erkennen.

Gerade weil die Einheit unter dem sehr betonten Primat des Papstes so im Mittelpunkt steht, sollte man vielleicht in der Kirche auch wieder anfangen von der Freiheit des Christen zu reden, von Offenheit und von Vertrauen.

Es mag sein, daß nach dem Konzil manches überbordete, was sich im Lauf der Jahrzehnte angestaut hatte. Ein offensichtlich sehr entschiedener Ordnungswille aber sollte doch nicht dazu führen, daß der Eindruck entsteht, die Kirche werde unwirtlich und kalt, wenn der Papst gerade nicht im Lande ist, um für Begeisterung zu sorgen.

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