6870525-1978_21_12.jpg
Digital In Arbeit

Wiener Galerien

Werbung
Werbung
Werbung

Galerie nächst St. Stephan (1., Grünangergasse 1, bis 27. Mai): Gewissermaßen als Ergänzung und Erläuterung zur Performance Week in Wien wird Vito Acconci präsentiert, der führende italienische Performer. In dieser Ausstellung treffen einander die Interessen eines ölmultis (Mobü Oil) und des Künstlers. Der Konzern hat - das ist durchaus lobenswert - die Ausstellung gesponsert, Acconci seine Objekte auf die Räumlichkeiten der Galerie zugeschnitten. Tische ragen aus den Fenstern der Galerie hinaus, sollen den Raum sprengen, das räumliche und sinnliche Bewußtsein des Rezipienten erweitern. Daneben sind auch Videobänder von Aktionen zu sehen sowie eine Dokumentation der Arbeit Ac-concis.

Galerie am Graben (1., Graben, bis Ende Mai): „Schmuck - Tischgerät aus Österreich, 1904/08-1973/77“: Eine Gruppe junger österreichischer Schmuckhersteller zeigt ihre Exponate, die an die große Tradition der Wiener Werkstatt anschließen wollen, jene funktionale .Ästhetik der Praxis“ eines Hoffmann oder Olbrich. Klare, fast intellektualisierende Formen, durchdachte Körperstrukturen kennzeichnen diesen Stil. Den jungen Künstlern, allen voran Franz Maierhofer und Anna Haindl, gelingt die Nachfolge fast bruchlos. Schmuck und Tischgerät als Ausdruck einer sozialen Realität, als Alternative für unkommunikatives, nur funktionelles Mobiliar. Man sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen. Nicht zuletzt wegen der alten Objekte, die jedes Kennerherz höher schlagen lassen...

Italienisches Kulturinstitut (3., Ungargasse 52, bis Ende Mai): Carmelo Vranich aus Triest wollte die übertechnisierte Umwelt aufs Korn nehmen, sie in ihrer Unmenschlichkeit und Schablonenhaftigkeit darstellen und geriet darüber selbst in die Zwänge der Schablonen. Seine co-mic-artigen, an Roy Lichtenstein erinnernden Ungetüme bleiben farblos, treffen nicht, überzeugen nicht.

Historisches Museum der Stadt Wien (4., Karlsplatz, bis 4. Juni): Eine Festwochenausstellung. Der Karikaturist Johann Christian Schöller war ein genialer Porträtist seiner Zeit, ein blendender Satiriker, der das satte Kleinbürgertum des Vormärz ebenso wie die großen Pseudorevolutionäre der Lächerlichkeit preisgab, indem er sie in ihren typischen Gesten und Äußerlichkeiten, ihren erstarrten Posen einfach abbildete. Ein witziger und böser Zeitgenosse. Die Mikrostrukturen einer anscheinend beschaulichen Zeit werden in ihrer subtilen Gewalttätigkeit sichtbar, bieten Einblicke, die eine herkömmliche Geschichtsschreibung und Genremalerei nie vermittelten. Kulinarischer, ätzender Geschichtsunterricht

Wiener Sezession (1., Friedrichsstraße 12, bis 11. Juni): Branko Suchy, Jugoslawe, stellt das erste Mal in Wien aus - und überzeugt. Durch Unpräten-tiosität, durch Sachlichkeit in seinen Graphiken und in den Kommentaren dazu. Er übertreibt nicht, fühlt sich sichtlich unwohl im Kunstbetrieb, versucht aus modernistischen Klischees auszubrechen, kehrt zurück zu einer fast hermetisch ruhigen, in sich ruhenden Graphik. Schatten und Licht, der Strien sind wieder von Bedeutung, manchmal sieht man Anklänge an den großen, fast nicht beachteten Girgio Marandi. Vor allem die Stilleben überzeugen, strahlen eine fast mystische Ruhe aus, ein Gleichgewicht von Formen und Licht. Die Perspektive scheint aufgegeben und trotzdem ziehen die Bilder in einen Raum, verraten scheinbar versteckte Ebenen.

Kulturamt der Stadt Wien (8., Friedrich SchmidtrPlatz 5, bis 27. Juni): „Stadtidentität“ hat E. Warlamis seine Sammlung von Eindrücken, Assoziationen, Erinnerungen, Materiahen über Wien genannt Er bewegt sich damit auf den Spuren der „Spurensicherer“, die in Paris in der letzten Zeit Furore machten. Ein wenig düettanti-scher vielleicht Autobiographie in Wien, könnte man es nennen. Das Ganze bleibt stellenweise zu sehr im Privaten, Unvermittelten, Ungeform-ten stecken. Ein auf halber Strecke abgebrochener Versuch sozusagen, eine Stadt formal in den Griff zu bekommen - und damit auch die Identität in einer Stadt Trotzdem, eine Anregung

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung