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Die Flüchtlinge und Österreich
Das Buch ist ein Beweis dafür, daß auef „rollende Kongresse“ wissenschaftlich ergiebig sein können. In diesem Fall rollt der : 11. Kongreß (1961) der Forschungsgesellschaft für das Weltflüchtlingsproblem (AWR) in ausgezeichneten griechischer Autobussen, auch größtenteils auf ausgezeichneten griechischen Straßen, von Saloniki bis Athen, wobei man den Teilnehmern einige wesentliche, auf griechischem Boden entstandene Flüchtlingssiedlungen und Flüchtlingsarbeitsstätten zeigte. In Athen selbst fanden dann die wissenschaftlichen Beratungen und Vorträge statt, die inj Buch gesammelt sind. Die Themen beschränkten sich aber nicht ausschließlich auf die griechischen Lösungen, sondern waren, wie immer auf den Kongressen dei Gesellschaft, weltweit aufgefächert. Es kamen außer den griechischen auch deutsche, österreichische, finnische, norwegisch« und italienische Flüchtlingsforscher zi Wort. Ihre nunmehr gedruckten Beiträge sinnvoll einzuordnen, war die Aufgabe des bekannten österreichischen Rechtswissenschaftlers Dr. Theodor Veiter, Feldkirch-Wien, der überdies noch eine eigene höchst originelle Studie, „Die Flütchlings-volksgruppe — ein Beitrag zum Grundrecht ethnischer Gruppen auf ihre Heimat“, dei Sammlung beischloß.
Den Ausdruck „Flüchtlingsvolksgruppe“ hat man bisher nicht benützt. Er soll, nach Veiter, das berechtigte Zusammengehörigkeitsgefühl vertriebener oder geflüchtetei Menschen gleicher ethnischer Herkunft selbst in dem Fall unterstreichen, wenn die Vertreibung oder Flucht in den Siedlungsraum einer konnationalen Bevölkerung führte. Denn nur dieses Zusammengehörigkeitsgefühl vermag ein Garant dafür zu sein, daß die betreffenden Gruppen einerseits am unverzichtbaren und unverjährbaren Recht auf ihre Heimat festhalten und anderseits die Begegnung mit der neuen Umwelt in einer beiden Teilen gerecht werdenden Form vollziehen.
Ein völlig anderes Thema behandelt der zweite österreichische Autor der Aufsatz-sammlung: Dr. Eugen Antalovsky, Wien. In seinem Beitrag „Die Flüchtlinge und Österreich“ bietet er zunächst einen Überblick über die Flüchtlingsbewegung in Österreich seit Beendigung des zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart, um sich dann einzelnen, noch ungelösten Problemen zuzuwenden: dem Problem der sogenannten „Wirtschaftsflüchtlinge“, die hauptsächlich aus Jugoslawien nach Österreich einströmen; den damit im Zusammenhang stehenden unklaren Formulierungen der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951; der Notwendigkeit, nicht nur letztere einer zeitgemäßen Reform oder wenigstens Ergänzung zu unterziehen, sondern auch die Asylrechtsdeklaration der Vereinten Nationen weiter auszubauen. Kurzum, Doktor Antalovsky macht auf Grund der österreichischen Erfahrungen eine Anzahl von Vorschlägen für die Verbesserung der Rechtslage der Flüchtlinge im internationalen Bereich. Die Bedeutung dieser Vorschläge ergibt sich aus dem Umstand, daß die Forschungsgesellschaft für das Weltflüchtlingsproblem (AWR) zu den vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen mit Status B anerkannten beratenden Organisationen (non-governmental organizations) gehört.
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