Armuts abschaffen - Martin Schenk (2. v. r.) und andere Vertreterinnen und Vertreter der Armutskonferenz stapelten ihre Forderungen, u. a. eine Anhebung des Existenzminimums, an der Adresse der türkis-grünen Regierung. - © Armutskonferenz

Lebensbrotbäcker Schenk

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Er liebt den Blues, weil der „das große Trotzdem“ sagt. Er warnt davor, die aktuellen sozialen Verwerfungen zu „covidisieren“. Er ist Martin Schenk. Er gibt der Armut in Österreich seine nicht zu überhörende Stimme.

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Er liebt den Blues, weil der „das große Trotzdem“ sagt. Er warnt davor, die aktuellen sozialen Verwerfungen zu „covidisieren“. Er ist Martin Schenk. Er gibt der Armut in Österreich seine nicht zu überhörende Stimme.

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Einem Sozialexperten, der seit über 30 Jahren zu Armut forscht und diese bekämpft, die Frage zu stellen, was er machen würde, wenn er auf einmal viel Geld hätte, plötzlich reicher als reich wäre, ist gemein. So macht es den Eindruck. Martin Schenk fällt dazu im Unterschied zu vielen anderen FURCHE-Fragen über sein Leben, seine Herkunft, seine Arbeit und darüber, wie er das geworden ist, was und wer er ist, nichts ein. Reichtum, so schaut es aus, ist kein Thema, das Schenk umtreibt. Hat er noch nie mit den Euro- und anderen Lotteriemillionen die „Wenn ich einmal reich wär ...“-Bälle im Kopf jongliert? Nein, sonst müsste er nicht so lang darüber nachdenken. Auch eine Art Betriebsblindheit.

Eigentlich sei er bereits „total reich“, sagt er schließlich, eigentlich habe er „in der Geburtslotterie das tolle Los gezogen“: 1970 im reichen Österreich geboren, schöne Kindheit, viel Freiheit bei den Großeltern im Weinviertel, gutes Elternhaus in Wien, Mittelklassewohlstand, Bildungschancen inklusive, Psychologiestudium, toller Beruf … Stimmt, aber was wäre, wenn jetzt noch ein Geldsegen dazukäme? Bitte krachen lassen! Schenks Gesichtszüge lösen sich, seine Freude am Gedankenspiel wächst, jetzt hat er etwas: „Ein Büro für soziale Erfindungen und Wiederentdeckungen würde ich starten, ein Institut für gute, kritische Sozialforschung“, sagt er. Und Risikokapital für Sozialexperimente würde er zur Verfügung stellen; das Gespräch zuvor hatte sich um ein Projekt in Kanada gedreht, bei dem Obdachlose 7500 Dollar als Wiedereinstiegshilfe bekamen, damit selbst haushalten konnten, was in den meisten Fällen zu positiven Effekten sowohl für die Obdachlosen als auch die öffentliche Hand führten. „Solche Dinge würde ich ausprobieren“, sagt Schenk, froh, dass er seinen hypothetischen Reichtum sinnvoll in der realen Armutswelt investieren konnte. Ein echter Schenk.

Investigativer Armutsspürsinn

„Martin Schenk ist ein ganz wichtiger Autor für uns“, antwortet Reinhold Schachner, Redakteur der Wiener StraßenzeitungAugustin, auf die Frage nach dem prominentesten Kolumnisten des Blattes. Das zeigt sich auch in Aufmachung und Positionierung von Schenks Kommentar „eingSCHENKt“ als zweitem Quasi-Leitartikel. „Wir schätzen ihn nicht nur wegen seiner Expertise“, sagt Schachner, „sondern vor allem auch, weil er es schafft, schwierige Sachverhalte in eine verständliche Sprache zu bringen. Weil er einfach sehr gut erklären kann.“ Diese Begabung beweist Schenk mit regelmäßigen Kommentaren und Artikeln auch in anderen österreichischen Qualitätszeitungen, darunter die FURCHE.

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