jesus und Pharisäer - © IMAGO / Heritage Images (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)  - Jesus und  die Pharisäer, Kupferstich von Léonard Gaultier zu Mat­thäus 15 (1576/80)

Antijüdisches in Bibelübersetzungen: Authentische Frömmigkeit

19451960198020002020

Jesus und jüdische Ritualgesetze: wie Bibelübersetzungen, die vor Jahrhunderten entstanden sind, noch heute das Verständnis dessen, was Jesus eigentlich sagte, verdunkeln.

19451960198020002020

Jesus und jüdische Ritualgesetze: wie Bibelübersetzungen, die vor Jahrhunderten entstanden sind, noch heute das Verständnis dessen, was Jesus eigentlich sagte, verdunkeln.

Werbung
Werbung
Werbung

An verschiedenen Stellen in den synoptischen Evangelien ist Jesus mit der jüdischen Forderung konfrontiert, vor dem Verzehr von Brot die Hände zu waschen – dass diese rituelle jüdische Waschung mit einem Gebet verbunden war, darf dabei für die Zeit Jesu vorausgesetzt werden, auch wenn dies nicht ausdrücklich in den Evangelien erwähnt wird. Im Matthäusevangelium wird Jesus dafür zur Rede gestellt, dass seine Jünger mit ungewaschenen Händen Brot essen (vgl. Mt 15,2/Lutherbibel 2017): „Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ Während das Markusevangelium ebenfalls davon berichtet, dass Jesus für das Verhalten seiner Jünger zur Rede gestellt wird, hält sich nach dem Lukasevangelium Jesus selbst nicht an diese jüdische Verpflichtung. Bei einer Einladung in das Haus eines Pharisäers unterlässt er es, die Hände zu waschen (Lk 11,37–38): „Als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch. Als das der Pharisäer sah, wunderte er sich, dass er sich nicht vor dem Essen gewaschen hatte.“

Jesus verwendet dann seinen Verstoß gegen jüdische Religiosität, um – so scheint es – ebendiese jüdischen Gepflogenheiten grundsätzlich infrage zu stellen (Lk 11,39–41): „Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein; aber euer Inneres ist voll Raub und Bosheit. Ihr Narren, hat nicht der, der das Äußere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen? Doch gebt als Almosen von dem, was da ist; siehe, dann ist euch alles rein.“ Bei dieser Übersetzung hat man den Eindruck, dass auch Martin Luther – so sehr er sich gegen den Dominikaner und Ablassprediger Johannes ­Tetzel gewandt hat – meinte, dass mit Almosen ein Heil und Reinheit erworben werden kann.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung