6758209-1968_04_12.jpg
Digital In Arbeit

Auf dem Weg zur Humanisierung

19451960198020002020

PASTORALKONSTITUTION: DIE KIRCHE IN DER WELT VON HEUTE. Authentischer lateinischer Text der Acta Apostolic&e Sedis. Deutsche Übersetzung im Auftrag der deutschen Bischöfe. Mit einer Einleitung von Prof. DDr. Wilhelm Weber. Verlag Aschendorff, Münster, 1967. 223 Seiten, kart. DM 12.—.

19451960198020002020

PASTORALKONSTITUTION: DIE KIRCHE IN DER WELT VON HEUTE. Authentischer lateinischer Text der Acta Apostolic&e Sedis. Deutsche Übersetzung im Auftrag der deutschen Bischöfe. Mit einer Einleitung von Prof. DDr. Wilhelm Weber. Verlag Aschendorff, Münster, 1967. 223 Seiten, kart. DM 12.—.

Werbung
Werbung
Werbung

uie Jr dStoruiKonsiiiuiiun

Kirche in der Welt von heute“ wurde am 7. Dezember 1965 in der 544. und letzten Abstimmung des Konzils feierlich verabschiedet und vom Heiligen Vater Paul VI. promulgiert. In dieser Tatsache kommt nicht nur zum Ausdruck, daß diese Konstitution gleichsam den letzten Höhepunkt und krönenden Abschluß des II. Vaticanums darstellte, sondern daß sie zugleich auch im Stadium der Vorbereitung als das berühmt gewordene „Schema 13“ ein besonderes Sorgenkind des Konzils war. Die übergroßen Schwierigkeiten bei der Erstellung dieser Pastoral- konstitution resultieren nicht allein daraus, daß sie aus Entwürfen hervorgegangen sind, die in wesentlichen Zügen erst aus der Konzilsarbeit selbst erwachsen waren; sie hatten ihren Ursprung vor allem darin, daß in der langen Geschichte der Kirche sich ein Konzil zum erstenmal mit dem grundsätzlichen Verhältnis von Welt und Kirche auseinandersetzte. Während sich die Kirche auf dem Konzil in den meisten seiner Konstitutionen, Dekreten und Deklarationen mit sich selbst beziehungsweise mit innerkirchlichen Problemen, wie zum Beispiel in den Konstitutionen über die Kirche, die göttliche Offenbarung und diie heilige Liturgie oder in den Dekreten über die Hirtenaufgabe der Bischöfe, die seitgemäße Erneuerung des Ordenslebens, die Priesterbildung, das Laienapostolat, die Missionstätigkeit der Kirche, zu befassen hatte, mußten sich die Konzilsväter zunächst darüber Rechenschaft geben, wie sich die Welt heute als Schauplatz der Geschichte des Menschen darbie- :et. Dabei bereitete eine besondere Schwierigkeit die Tatsache, daß die Welt heute sich in einer durchaus aneinheitlichen Gestalt repräsentiert. Denn während viele Völkerschaften noch unter steinzeitlichen Verhältnissen leben, rüsten sich andere bereits für den Flug zum Mond. Dazu kommt noch ein gerade- :u atemberaubendes Entwicklungsand Fortschrittsstreben großer Teile der Menschheit, das die Gefahr mit sich brachte, daß die konziliären \ussagen vielleicht schon morgen lolfnungslos veraltet sind. Gerade dieser Gedanke beschäftigt nicht wenige Konzilsväter immer wieder. Sudem war ja auch die Versammlung der Konzilsteilnehmer nach Herkunft, Bildung und Erfahrung sin getreues Abbild dieser in Entwicklung begriffenen Welt, woraus man verstehen kann, wie schwer es hnen fallen mußte, bei der Charak- ;erisierung der Welt die wesent- ichen und universalen Züge heraus- :ustellen. Hat es doch auch nicht an Vorwürfen des „Oecidentalismus“ 'efehlt, daß nämlich der Konzilsent- vurf zusehr die europäisch-west- ichen Verhältnisse berücksichtige. Damit war aber eine neue Problema- ik gegeben: „Wie vermeidet es das Eionzil, mit Rücksicht auf die großen Verschiedenheiten in der Welt allzusehr im Allgemeinen steckenzublei- en, ohne anderseits Gefahr zu lauen, sich zu stark in Einzelheiten zu verlieren und damit die ernste Frage :u riskieren, ob es sich noch im laume seiner Zuständigkeit bewegt.“

Die Kirche weiß aber auch sehr wohl um das Geheimnis und die Macht der Sünde, um nicht einem Minden Fortschrittsglauben und rein nrierweltldchen Optimismus zu hul- ligen. „Sie weiß sich selbst und die Welt unter die Theologie des Kreu- :es gestellt, von dem allein letztlich las Heil kommen kann.“

In seinem zentralen vierten Kapi- el ist klar und unmißverständlich iusgesprochen, was die Kirche in der Welt von heute als ihre dringlichste Aufgabe betrachtet, daß sie nämlich als Seele der menschlichen Gesellschaft viel zur humaneren Gestaltung der Welt und Menschheitsgeschichte beitragen kann und muß. Sie, erfährt sich hierbei jedoch nicht nur als gebend, sondern auch als nehmend, insofern, als sie von der Welt vielfältige Hilfen und Anregungen erhält.

Angesichts der Bedeutsamkeit der Aussagen und des Reichtums an Anregungen für einen fruchtbaren Dialog der Kirche mit der Welt, ja vor allem für einen gesunden innerkirchlichen Dialog, verdient diese Pastoralkonstitution weiteste Beachtung. Es ist sehr zu begrüßen, daß der Verlag Aschendorff sie im Rahmen der Ausgabe der Dokumente des II. Vaticanums mit einer ausgezeichneten, von Wilhelm Weber verfaßten Einleitung, die den Werdegang und den wesentlichen Inhalt kurz und treffend umreißt, Priestern und Laien für ein ernsthaftes, tieferes Studium zugänglich gemacht hat.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung