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Eine schwierige Operation

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DIEFURCHE: Wie hat sich die EDV-Lehrer-Ausbildung in den letzten Jahren entwickelt

Franz Surböck: In den berufsbilde-nen Schulen hat sich die EDV seit Beginn der 60er Jahre langsam eingeschlichen. Dort hat sich die Notwendigkeit des Computers im Schulalltag durch die Anforderungen aus der Berufswelt ergeben. Technische und kaufmännische Programme waren zur Bewältigung neuer Probleme erforderlich. Schließlich wurde die EDV Schritt für Schritt auch in anderen Betätigungsfeldern eingesetzt. Anders war es jedoch im AHS-Bereich {Allgemeinbildende Höhere Schulen, Anm d Red). Dort wurde von heute auf morgen EDV als Gegenstand eingeführt. Für uns war es also eine gewaltige Aufgabe, in einem kurzen Zeitraum viele Lehrer auszubilden und umzuschulen.

DIEFURCHE: Mit welchen Problemen aus dem EDV- Unterricht kommen die Lehrer zu Ihnen?

Surböck: Schwierigkeiten im EDV-Unterricht entstehen meistens dadurch, daß innerhalb einer Klasse die Vorkenntnisse sehr unterschiedlich sind. Wir müssen uns auf sehr uneinheitliche Anforderungen einstellen: Einige Schüler überragen mit ihrem Fachwissen das des Lehrers, während andere Angst davor haben, den Bildschirm einzuschalten.

DIEFURCHE: Vor welchen Problemen stehen die Ausbildungsinstitute? surböck: Wir müssen unsere Fortbildungsangebote einer sehr uneinheitlichen Anforderungssituation anpassen. Wir sind mit der Ausbildung von Lehrer eines HTL-Kollegs mit Fachrichtung Nachrichtentechnik ebenso konfrontiert wie mit jener von Lehr-Franz Surböck leitet die Abteilung für berufsbildende Schulen am Pädagogischen Institut (PI) Niederösterreich. Diese Einrichtung -von der es in jedem Bundesland eine gibt - dient der Fortbildung von Lehrern. Surböck widmet sich vor allem der Weiterbildung auf dem Gebiet der Elektronischen Datenverarbeituing (EDV). kräften einer Haushaltsschule. Außerdem kommen Lehrer mit verschiedenartigen Vorkenntnissen zu uns.

DIEFURCHE: Wie viele Lehrer nützen das Fortbildungsangebot? surböck: In Niederösterreich gibt es ungefähr 3.200 Lehrer in den berufs-bildenen Schulen. Von unseren Schulen kommen manche Lehrer zwei-, dreimal im Jahr, 41 Prozent gar nie. Wir haben keine Möglichkeit, die Lehrer zu zwingen, unsere Seminare zu besuchen. Sie haben lediglich die Pflicht zur Fortbildung und können sich freiwillig entscheiden, wo sie diese absolvieren. Seit der Öffnung des Ostens sind übrigens bei vielen Seminaren auch Lehrer aus den Nachbarländern dabei. Das ist für alle eine Bereicherung.

DIEFURCHE: Was halten Sie von einer Beurteilung der Lehrer durch die Schüler? Schüler wissen ja oft sehr gut, was sie brauchen und was nicht surböck: Lassen Sie mich ein Beispiel aus einem anderen Bereich anführen: Wann kann ein Chirurg seinen Patienten über die Zufriedenheit mit seiner Leistung befragen? Kurz nach der Operation wird dieser höchstens Aussagen über Nachwirkungen der Narkose oder Operationsschmerzen machen können. Bei den meisten Operationen ist es erst einige Jahre später möglich, die Leistung des Arztes zu beurteilen. Ähnlich ist es bei den Lehrern. Die Schüler über die Fähigkeit eines Lehrers zu befragen, ist in den meisten Fällen verfrüht. Damit müßte man sich an frühere Absolventen wenden. Man sollte die Schüler jedoch befragen, ob der Unterricht ihrem Empfinden nach gerecht und verständlich ist beziehungsweise ob sie sich in den Stunden wohlfühlen. dieFdrciie: Was unternehmen Sie in diese Richtung?

Surböck: Wir veranstalten Treffen von Schülern, Eltern, Lehrern. Leider waren die Reaktionen auf unsere Einladungen im letzten Jahr sehr gering, und unter den Anwesenden waren nur wenige Schüler. Wir lassen uns aber dadurch nicht entmutigen und versuchen weiterhin, die Leute zueinander zu bringen, um Mißverständnisse im Schulbereich aufzuklären.

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