
Architekturbiennale in Venedig: Fundamental anders
Die heurige Architekturbiennale in Venedig versteht sich als Labor für die Zukunft und richtet ihren Blick vor allem auf Afrika. Das bedeutet wenige Projekte, viel Lebendigkeit und Aufarbeitung von Kolonialgeschichte.
Die heurige Architekturbiennale in Venedig versteht sich als Labor für die Zukunft und richtet ihren Blick vor allem auf Afrika. Das bedeutet wenige Projekte, viel Lebendigkeit und Aufarbeitung von Kolonialgeschichte.
Der österreichische Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig ist heuer eine Baustelle. Das zentrale Portal mit halbverputztem Gipskarton ist verschlossen, innen stören Zwischenwände die Symmetrie des hohen Raums. Die 17 Mitglieder des Architekturkollektivs AKT und der zur grauen Eminenz gereifte, frühere FURCHE-Autor Hermann Czech kuratierten den Beitrag „Partecipazione/Beteiligung“ im Pavillon von Josef Hoffmann. Er steht an der Grenze zwischen Giardini und Stadt. Das Gerüst im Hof hätte eine Brücke über die Gartenmauer der Giardini hinweg zum benachbarten Stadtteil Sant’Elena werden sollen, um dessen Bewohnerschaft freien Zutritt zum Pavillon zu ermöglichen.
Diese Einladung zur Teilhabe scheiterte am Denkmalamt und der Biennale, die keinen Präzedenzfall setzen wollte. Der Pavillon blieb Bauplatz. Wie sich Machtverhältnisse in Architektur manifestieren, die An-, Zu- und Enteignung von Ressourcen und Raum sind wesentliche Themen dieser Biennale. „Partecipazione/Beteiligung“ beleuchtet die Schattenseiten der Biennale. Deren begleitende Veranstaltungen verdrängen lokale Geschäftsleute, treiben Preise in horrende Höhen und beeinflussen das sozioökologische Gleichgewicht der Stadt massiv.
Sant’Elena ist als Nachbarschaft davon besonders stark betroffen, gerade dort gibt es sehr rührige Bürgerinitiativen, denen der Beitrag ein prominentes Podium gibt. „Der Pavillon ist das Exponat“, sagt Hermann Czech. Die Baustelleninstallation ist nicht beliebig, sie spielt mit der Geometrie der Torbögen. Außerdem: „Der Beitrag wird nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret von Menschen getragen.“
Afrika im Fokus
Venedig hat schon viele Architekturbiennalen gesehen, jede setzte ihren eigenen Schwerpunkt, jede verhandelte die Berechtigung der nationalen Pavillons. Trotzdem ist diese fundamental anders und polarisiert stark.
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