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Die wahren Verhältnisse
In Wirklichkeit sieht die urkundliche Wahrheit folgendermaßen aus: Die Mancini — von den Martinozzi soll nicht weiter die Rede sein, da sie nicht zu Prinz Eugens Vorfahren zählen — sind römisches Patriziat, Uradel, der bis ins Hochmittelalter in ununterbrochener Stammreihe zurückreicht. Die Abschriften eines überreichen Materials von Kirchenbuchauszügen, Ehekontrakten, Grabinschriften, Notariatsakten sind zu Paris in der berühmten „Collection Lancelot
(Bd. 9691) erhalten. Es gibt außerdem eine gute, allerdings weiteren Kreisen sogar der Historiker unbekannte, gedruckte Genealogie der Familie. Unter den Vorfahren weiblicher Linie des Ehepaares Mancini-Capocci, der Eltern Michele Lorenzos und väterlichen Großeltern Olympia Mancinis, wimmelt es von großen Namen des römischen Hochadels, so der Massimi, Matthei; es taucht in dieser Ahnentafel auch eine Borgia, eine Nichte Papst Alexanders VI., auf. An Glanz läßt diese Aszendenz nichts zu wünschen übrig, und auch an Begabung war sie nicht arm.
Alle diese Dinge über die römischen Ahnen Prinz Eugens, die drei Achtel seiner Aszendenz umfassen, sind einwandfrei und klar den Archiven zu entnehmen, die freilich bis heute von den Historikern in bezug auf die Erbanlagen des Prinzen völlig vernachlässigt worden sind.
Die italienische Abstammung
In Prinz Eugens Gesamtahnentafel stehen also die Italiener voran — rund 300 von den 512 Ahnen der neunten Generation —, gefolgt von den Franzosen — 155 ebenda —, sodann von etwa 40 Spaniern und Portugiesen derselben Ahnenreihe. Die Romanen dominieren also mit 96 Prozent. Daneben sind neun Deutsche, sieben Engländer, eine Polin kaum erbwirksam. Die Vorfahrenschaft weiter zurückzuverfolgen hat wenig erbwissenschaft- lichen, doch großen anekdotischen Reiz. Uns begegnen dabei die Kaiserfamilien des Mittelalters, die französischen Könige bis zu Franz L, die englischen Dynastien: Angelsachsen, Normannen und Plantagenet fehlen sowenig wie die altspanischen Herrscherfamilien Navarra und Leon, wie portugiesische Kapetinger, die altskandinavischen Dynastien und im Osten die polnischen Piasten, die tschechischen Premys- liden, die ungarischen Arpaden, die serbischen Nemanjiden, die Zaren der Bulgaren und, aus vielen Linien, die altrussischen Rjurykiden, die litauischen Großfürsten des Stammes Gedymin, mit deren polnisch-ungarischem Hauptzweig der Jagellonen. Wir treffen byzantinische Kaisergeschlechter, armenische Könige und Fürsten und endlich Khane mannigfacher mongolischer Völker. Derlei in den oberen Generationen national gar gewürfelte Aszendenz besitzen alle Fürstlichkeiten des 17. Jahrhunderts — und der Gegenwart —, doch hier sei die Gelegen heit benutzt, um am Beispiel Prinz Eugens, das für sämtliche europäische Herrscherhäuser seit dem 19. Jahrhundert gilt, die beiden jeden nicht in die Ahnenforschung Eingeweihten, und oft auch diesen, überraschenden Wege zu zeigen, auf denen in die Adern Kaiser Ferdinands I. (t 1564) das Blut ursprünglich ostasiatischer Dynastien eingedrungen ist. Dieses habsburgischen Monarchen Urgroßvater im Mannesstamm. Kaiser Friedrich III. trägen Gedächtnisses, hatte zu Eltern
Herzog Ernst den Eisernen von Österreich und die dem polnischen Königshaus der Piasten entstammende Prinzessin Cymburga von Masowien. Deren Mutter, Alexandra von Litauen, Tochter des Großfürsten Gedymin und der Olga von Smolensk, war durch diese Rjurykidin Enkelin einer Tatarenprinzessin Anna und des Großfürsten Fedor von Smolensk. Anna aber hatte den Khan Nogai zum Vater, und dieser war ein Urenkel des Welteroberers Dschingis-Khan!
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