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Unter dem Kreuz von Burgun

19451960198020002020

ALS BELGIEN ÖSTERREICHISCH WAR. Von Heinrich Benedikt. Wien, Herold. 196S. 29* Seiten, 15 Abbildungen. S 210.—.

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ALS BELGIEN ÖSTERREICHISCH WAR. Von Heinrich Benedikt. Wien, Herold. 196S. 29* Seiten, 15 Abbildungen. S 210.—.

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Der Leser nimmt das Buch in die Hand in der Absicht, das Herz zu erwärmen an den Bildern friedlicher Zeiten und ritterlicher Kriege; er legt es weg, bereichert um Wissenswertes aller Art.

Wer in der Tradition der alten Armee aufgewachsen ist, dem sind die Wallonen ein bekannter, lieber, ehrenvoller Begriff. Doch auch ein solcher Leser staunt beim Lesen dieses Buches vor manchem Unbekannten. Denn welcher Wiener weiß, daß der Rittersaal der Hofburg und Schloß Laeken Werke desselben belgischen Architekten sind? Professor Benedikt hat sich zur lobenswerten und auch für andere Sukzessionsstaaten nachahmenswerten Aufgabe gemacht, die Geschichte jener Länder zu erzählen, die zusammen mit Österreich einstmals österreichisch waren, den Staatenkörper der Monarchie des Hauses Österreich bildeten. Nun sind ja die Umrisse der belgischen Geschichte bekannt. Nach dem Schlachtentod Karls des Kühnen von Burgund kam nicht sein Stammland, wohl aber der niederländische Staat seines Hauses 1477 an das Haus Österreich. Die Niederlande kamen an dessen ältere spanische Linie. Der Abfall der Niederlande war für die nördlichen sieben Provinzen endgültig; die sieben südlichen Provinzen blieben spanisch. Als die spanische Monarchie gegen den Willen des Erblassers, Karls IL, und gegen den Wunsch des glühenden spanischen Patrioten, Kaiser Karls VI., geteilt werden mußte, kam Belgien an die deutsche Linie des Erzhauses. Fünf Souveräne dieser Stammfolge herrschten nun über Belgien, bis Franz II. das herrliche Land an die französische Revolution verlor. Der Autor schildert nun dieses Zeitalter und die verschiedenen Richtungen der österreichischen Herrschaft im Lande. Hier wie in Ungarn zeigten bekanntlich die Ergebnisse einen schreienden Gegensatz zwischen der Weisheit Maria Theresias — obwohl es da gar nicht um gefühlvolle Gutmütigkeit ging — und der gut gemeinten, aber allzu demonstrativ gefühllosen Hast Josephs II. Nach dem Sturm den Josephs fortschrittliche Saat geerntet hatte, blieb der Klugheit Leopolds II. wenig Zeit, das Land zu befriedigen und zu befrieden; den Republikanern wurde die Eroberung leicht gemacht. Doch auch als das Kreuz von Burgund von den Fahnen und Münzen der Monarchie verschwand, blieben treue Wallonen in der k. k. Armee, und die letzten nahmen teil an der Jubelfeier ihres alten Kommandanten, des Erzherzogs Karl, im Jahre 1843, als Ehrengäste und Vorbilder für die Regimentsangehörigen späterer Zeiten.

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