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Unvergessenes Jahr 1809

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Es gibt Ereignisse im geschichtlichen Leben der Völker, die sie niemals vergessen, die in ihrem Bewußtsein stets präsente Gegenwart sind. Es können glückliche Ereignisse sein oder schreckliche, heroische, traurige, aber irgend etwas von diesen Geschehnissen hat dann in das Bewußtsein der Völker derart „eingeschlagen”, daß die Erinnerung an sie niemals erlöschen kann.

Die Schlachten von Aspern und Wagram, die Kämpfe, bei Ebelsberg und Znaim spielen kaum noch eine Rolle im Denken des österreichischen Volkes, obwohl dieser einsame Kampf gegen den Korsen, den die Habsburgermonarchie 1809 führte, es verdient hätte, nie vergessen zu werden. Von diesem Jahr 1809 ist nur der heroische Krieg, den das kleine Land Tirol gegen französische, italienische, bayrische und sächsische Truppen überwiegend siegreich führte, wach im Bewußtsein, vor allem Tirols und darüber hinaus auch Oesterreichs, verblieben. Dieses Heldenepos eines kleinen Bergvolkes (dessen Kampf übrigens der einzige Volksaufstand auf deutschem Boden gegen Napoleon, war, was gerne verschwiegen wird), vergleichbar dem Kampf des kleinen Griechenland gegen den Koloß Persien, dieses Heldenepos mußte lebendige Erinnerung im Bewußtsein Tirols bleiben, da das ganze Land an diesen Kämpfen teilgenommen hatte und die Mär von diesen Tagen in jeder Familie Tradition blieb. Dieses Heldenepos mußte aber auch ständig präsente Gegenwart bleiben, da fast jeder Stein, jedes Tal, jeder Berg, jeder Fluß, jede Brücke, jede Stadt die Erinnerung an diese Tage in jedem Tiroler, in jedem Oesterreicher ständig hervorruft.

Aus diesem lebendigen Wissen über die Vorgänge 1809 in Tirol schufen Hans Kramer, Wolfgang Pfaundler und Erich Egg ein Volksbuch in Bildern, in dem das Wort nur Vorwort und die Schrift nur Beschriftung ist, dazu angetan, die Bilder zu erklären und ihre Wirkung noch zu verstärken.

Die rund 160 Bilder (76 stammen allein von dem jungen Tiroler Historiker und Photographen Wolfgang Pfaundler, der sich mit ihnen in die vorderste Reihe der großen Bildkünstler zu schieben beginnt), lassen vor den Augen des Betrachters dieses denkwürdige Jahr in allen seinen Phasen .vorüberziehen. An Hand teils zeitgenössischer Bilder (besonders von Altmutter), an Hand später entstandener Gemälde (von Blaas, Braun, Egger-Lienz, Defregger), an Hand von Photographien, die die Porträts der führenden Personen, die wichtigsten Dokumente, wie den letzten Brief Andreas Hofers, das Wolkersdorfer Hand- billet Kaiser Franz’, die Erlässe französischer und bayrischer Generäle, die die Orte der Kämpfe, der Siege und Niederlagen zeigen, durchwandert der Leser jeden Tag dieses Jahres 1809 von seinem Beginn an über die siegreichen Höhepunkte bis zum tragischen Ende. Es ist ein erschütterndes und großartiges Buch gleichzeitig.

Jeder, der es in die Hand bekommt, wird es in einem Zuge durchsehen und durchbetrachten und am Ende seiner Wanderung der Ueberzeugung sein, daß das unvergessene Jahr 1809 ein unvergeßliches Denkmal erhalten hat.

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