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Urenkel der heiligen Elisabeth
DIE BATTENBERGS. Geschichte einer europäischen Familie. Von E. H. Cookridge. Aus dem engl. From Battenberg to Mountbatten 1 übersetzt durch Christian Spiel. Biedersteln-Verlag, München. 248 Seiten, 33 Abbildungen. DM 22.80.
DIE BATTENBERGS. Geschichte einer europäischen Familie. Von E. H. Cookridge. Aus dem engl. From Battenberg to Mountbatten 1 übersetzt durch Christian Spiel. Biedersteln-Verlag, München. 248 Seiten, 33 Abbildungen. DM 22.80.
In anständiges Deutsch übersetzt — wehe, daß man das sagen muß! — ist hier die Geschichte des Hauses Battenberg zu lesen. Sie ist natürlich für den Durchschnittsleser, für den Zeitungsleser bestimmt — und daher handeln ganze zwei Kapitel von einem Fürsten, der dem Hause Battenberg gar nicht angehört. Der Herzog von Edinburgh entstammt dem griechischen Zweig der dänischen Linie des Hauses Oldenburg. Den Namen Mountbatten führt er nur, weil es notwendig schien, daß er den Namen seiner Mutter trage, um die englische Thronfolgerin zu heiraten. Was tut ein Mann nicht um eines hübschen Mädchens willen...?! Aber wie kam es denn, daß Prinz Philip nicht unter seinem angeborenen Titel und Namen als Prinz von Griechenland heiraten konnte?
Damit kommen wir zu der eigentlichen Lehre des Buchs, die wichtiger ist als die Einzelheiten der betreffenden Familiengeschichte. Wir lernen, warum in unserer Zeit die Erbmonarchie zusehends undurchführbar wird. Die Völker haben gelernt, alten Fürsten ein „privilegium odiosum“ aufzuerlegen, welches mit den vorteilhaften Privilegien der linken Kaders kontrastiert. Zu derselben Zeit, da ein Saklatvala und ein Lasky ruhig englische Abgeordnete sein konnten, nahm man den Welfen, den Koburgern, den Battenbergs ihren deutschen Ursprung übel, die Welfen wurden ausgebürgert, die Koburger und Battenbergs mußten englische Familiennamen annehmen. Lange haben friedliebende Volksfreunde behauptet, die kriegslüsternen Fürsten schürten den Patriotismus, trieben die friedlichen Völker in den Kampf... Dann fand sich, daß man das Argument umdrehen kann. Herr Witkowski, gen. Harden, griff jahrelang die unmännliche, kriegsscheue Politik Wilhelms II. an; ein Mecklenburgischer Fürst wurde in den Tod gehetzt, weil er Friedensfühler ausgestreckt habe; Kaiser Nikolaus II. wurde auch darum entthront, weil er eine Deutsche zur Frau hatte... Von der Sixtus- Affäre wollen wir gar nicht reden. Es ist klar, daß keine Erbmonarchie möglich ist, wo man die nationale Zugehörigkeit des Fürsten bezweifelt und ihn zu einer ultranationalen Haltung zwingt — die man nachher erst recht mit der internationalen Solidarität von Leuten wie eben Lasky oder dem Sowjetbürger Dimi- troff vergleichen kann ...
Die zweite Axt an den Wurzeln der
Erbmonarchie ist die Presse. Man lese im vorliegenden Buch, wie man die Zeitungsleute schön bitten mußte, die Heirat der Thronfolgerin mit einem Prinzen einer verbündeten Macht nicht anzugredfen ... Aus irgendwelchen Gründen scheinen gewisse Presseleute nämlich zu glauben, ständige Angriffe auf die Fürstenklasse wären vorteilhaft und harmlos — ja, irgendwie verdienstvoll. Wie es den Presseleuten dann ergeht, wenn in einem Land wirklich ein modernes Regime mit Nationalfront und Informationsministerium einzieht — ist eine andere Geschichte. Tatsache ist jedenfalls, daß zu Lebzeiten ihres weiland Vaters Frl. Tatiana nicht fürchten mußte, in der Presse ihre Flirts diskutiert zu sehen; auch wüßte ich nicht, daß sich die ägyptische Presse mit der Intimsphäre des Obersten Nasser befaßte. Nun ja, gegen zeitgemäße Staatsoberhäupter hat die Presse eben nichts einzuwenden, nur gegen Dynastien wie die Hessen...
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