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Neuere Tiroler Graphik

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Einer Ausstellung „Neuere Tiroler Graphik“ hat Universitätsprofessor Dr. Otto Lut-terotti in dankenswerter Weise einen Raum im kunsthistorischen Institut der Universität Innsbruck zur Verfügung gestellt. So ist es ohne viel Hilfsmittel gelungen, einen Überblick über das derzeitige graphische Schaffen in Tirol zu geben. Mehr als dreißig Künstler haben die Gelegenheit gefunden, sich wieder einmal der Öffentlichkeit vorzustellen. Mehr als eine andere Ausstellung setzt diese Einfühlungsvermögen und Bereitschaft zum Verständnis voraus, denn bei vielen Blättern handelt es sich um Entwürfe und Skizzen, also um Werkabschnitte, die allein schon auf Grund ihrer Bestimmung im Gegensatz zum fertigen Werk etwas Abstrahierendes und Unmittelbareres beinhalten. Nicht nur bei Max Weiler in seinem Entwurf zu einem Fresko für die Theresienkirche auf der Hungerburg verspüren wir die aufwühlende Leidenschaftlichkeit, die dem Künstler die Hand führt, auch bei Hans Andre in einem Altarblattentwurf. Zwischen den vorbildlichen Holzschnitten von Max Spielmann, Sepp Ringel oder Lieselotte Popp, die in der Wiedergabe des Schlosses Tirol allein schon wegen ihres technischen Könnens auffällt, und den maßvollen Bleistiftzeichnungen E. Degns und Wilhem Nikolaus Prachenskys, dessen letztere den Architekten als ihren Urheber nicht leugnen können, finden wir die knappen, die Phantasie stark anregenden Zeichnungen Paul Floras, der mit ganz wenig Aufwand eine Karstlandschaft zu charakterisieren weiß, und die von persönlicher Intuition und Kraft zeugenden Visionen Fritz Bergers. Franz Köberls bewährte Landschaftsdarstellung sehen wir neben impressionistischen Gestaltungen Raimund Wörles, der unter anderem auch mit der seltenen Technik der Erwino-graphik vertreten ist. Farbholzschnitte, darunter einer von Engelbert Lapp, gruppieren sich um das bretonische Fischermädchen Karl Mosers, dem Wiederentdecker der Farbholz-schnittechnik. Daß das Verfahren der Druckgraphik bei unseren heutigen Künstlern nicht in dem Maße gepflogen wird wie früher, mag vielleicht in der Schwierigkeit der Materialbeschaffung liegen, daß es aber auch auf diesem Gebiete außerordentliche Könner gibt, beweisen neben den Arbeiten Maria Delagos und Alphons Grabers auch die Blätter Harald Pickerts und die einmalige Zinkradierung Walter Kuhns mit der Innsbrucker Stadtansicht. Leo Sebastian Humer zeigt ein in knappen Kohlenstrichen gezeichnetes Porträt der Burgschauspielerin Liselotte Schröder und Fred Hochschwarzer eine mit meisterlichem Raffinement dargestellte Porträtstudie. Besonders interessant sind die zahlreichen Selbstbildnisse. Ernst Nepo und Oswald Haller verdienen unter den Darstellern des eigenen Antlitzes besondere Beachtung.

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