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„Der Österreicher hat ein Vaterland..
Es ist im allgemeinen nicht üblich, über die «weite Auflage eines Werkes, die rasch der ersten folgt und sich von dieser nicht wesentlich unterscheidet, eine nochmalige Kritik zu veröffentlichen. Wenn von diesem Grundsatz bei dem Werk des Wiener Professors für neuere Geschichte Hugo H a n t s c h, „Geschichte Oesterreichs, II. Band, 1648 bis 1918" (Verlag Styria, Graz-Wien-Köln, 641 Seiten, Preis 145 S), abgegangen wird, so vor allem, um auf die Bedeutung dieses Werkes noch einmal hinzuweisen und um die rasche Neuauflage als ein. günstiges Symptom für das heutige Oesterreich Wi werten. Immer wieder waren es die Historiker auf den Hoch- und Mittelschulen, die das Denken eines Volkes, sein politisches Denken, im wesentlichen mitformten. Was wäre Preußen gewesen, wenn es nicht einen Treitschke, einen Sybel gehabt hätte. Die große Tragödie, eine der großen Tragödien der alten Habsburgermonarchie bis 1918, war, daß auf seinen Universitäten, auf seinen Gymnasien Geschichte im kleindeutschen, im gesamtdeutschen, im großdeutschen, aber nicht im österreichischen Sinn gelesen wurde. (Man denke an Hitlers „Mein Kampf", in dem er den — für Oesterreich — verheerenden Einfluß seines deutschnationalen Geschichtsprofessors auf ihn und seine Kameraden schildert.) Das Werk von Hantsch dagegen bietet wirkliche österreichische Geschichte. Keine kleinliche Betrachtung, keine chauvinistische Darstellung des historischen Ablaufes, sondern ein großartiges Gemälde der Leistung Oesterreichs für den Donauraum, für Europa, für alle Nationen, die ihm angehörten, insbesondere auch für das deutsche Volk. Die Darstellung selbst zeigt eine souveräne Beherrschung des Stoffes durch den Autor, aufgebaut auf einer weitgehenden Kenntnis der Quellen und der Literatur. Neben dem Autor hat sich der Verlag ein besonderes Verdienst erworben, Oesterreich — und der Welt — dieses Geschichtswerk geschenkt zu haben.
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