Neubeginn im September?

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Langsam geht ein Sommer heraus aus den Tagen und geht in andere Länder mit der schönen Sonne und den Vögeln und der Glut. Wir aber bleiben hier mit den News, den Twitterpostings und den Mails und dem Neubeginn im September, als beginne das Annus Domini. Das Arbeitsjahr aber hat einen eigenen Herrn: es ist das Geld und seine Macht. Die Gierigen glauben, es wäre recht so, immer noch gierig zu sein. Die Menschenraupe Nimmersatt spürt nichts von ihrer spiegelverkehrten Versklavung. Sie dient gefallsüchtig diesem Herrn der Geschichte mit Gewalt und mit Sozial-Mobbing. Am Ende führen sie Krieg in seinem Namen. Im Namen des Herrn einer Zeit jenseits der Gebote!

Was machen wir jetzt in diesem September? Wo nehmen wir die Kraft her für den Herbst und für die Kälte, die kommt? Wir gehen suchen in diesen Tagen, als wollten wir das verlorene Land unserer Träume wiederfinden. Sogar ich. Denn "es ist schön und menschenwürdig, dass ein Mensch sich die Hoffnung nicht verbieten lässt". Mit diesem Gedanken von Fulbert Steffensky fange ich an, durch jede Bestürzung zu glauben und dem Herrn dieser Zeit die Stirn zu bieten, ihrer Bangigkeit vor dem, was ist und was noch kommen mag, nicht das letzte Wort zu geben. Ich gebe dem das letzte Wort, in den ich mich hinein frage mit meinem ganzen Leben und mit den anderen auch. Ich will den Sinn ermitteln, auch wenn ich ihn nicht verstehe und er mir verborgen bleibt, der Deus absconditus. Und ich werde auf die Antwort warten. In Hoffnung und Geduld. Bonhoeffer meint, die Welt wolle einen Gott, "den sie verrechnen und ausnutzen kann oder sie will gar keinen Gott".

Ich will, sein unergründliches Geheimnis wahrend, keinen Gott nach meinem Wunsch. Ich will in seinem herrlichen, sich verschweigenden Namen seinem Leben dienen und nur: glauben, hoffen und lieben.

Die Autorin ist Pfarrerin an der Lutherischen Stadtkirche in Wien

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