Wilde Kerle MQ - Da werden Kinderträume wahr: „Wo die wilden Kerle wohnen“ mit Jasmin Delfs (Max), Matthias Hoffmann (Hahnkerl) und Ensemble im MuseumsQuartier - © Foto: -Werner Kmetitsch

Über Liebe, Gräuel und Träumen

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Puccinis „Turandot“ an der Staatsoper, eine Gedenkrevue an der Volksoper, musikalisches Kindertheater im MuseumsQuartier. Ziemlich durchwachsen.

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Puccinis „Turandot“ an der Staatsoper, eine Gedenkrevue an der Volksoper, musikalisches Kindertheater im MuseumsQuartier. Ziemlich durchwachsen.

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Was hat es mit Puccinis letzter Oper „Turandot“ wirklich auf sich? Ist der Schauplatz Peking gar ein Klischee, das vom Eigentlichen ablenkt? Macht es schon deshalb Sinn, das Werk nicht – wie im unvollendeten Original – mit dem Selbstmord Liùs und einer Trauermusik enden zu lassen, sondern mit dem von Alfano erdachten Finale, um wenigstens etwas von der Zukunft Turandots mit Calàf erahnen zu können?

Der für zahlreiche unkonventionelle Lösungen bekannte Regisseur Claus Guth hat sich ‒ man kann es im Programmheft ausführlich nachlesen ‒ vielfach Gedanken über dieses Sujet gemacht, sich intensiv mit Puccinis Opernœuvre wie mit den einzelnen „Turandot“-Versionen auseinandergesetzt. Und tatsächlich, wenn am Ende Turandot und Calàf gemeinsam die Bühne verlassen, erwächst das Gefühl eines Happy Ends, erfährt man etwas von der sich schließlich durchsetzenden ewigen Kraft der Liebe. Das erklärt auch, warum Guth diesen Puccini so explizit als „Parabel über die Liebe“ apostrophiert.

Selbst in einer Diktatur? Diese Frage stellt sich. Zahlreiche der ausgewaschen wirkenden, schmucklosen Kostüme (Ursula Kudrna) erinnern an die alte DDR. Das ebenso öde Atmosphäre verstrahlende Bühnenbild (Etienne Pluss) lässt Reflexionen zum heutigen Nordkorea aufkommen. Symbole dafür, dass Liebe alle Grenzen überwinden kann? Das hätte sich anders bebildern lassen. Dafür hätte man nicht den szenischen Holzhammer auspacken müssen, um damit vorweg allen sonst bei diesem Puccini meist gepflegten China-Bildern aus dem Wege zu gehen. Opernpublikum ist auch denkendes Publikum.

Will man, wie Guth, „Turandot“ als Kammerspiel für drei Personen ‒ Turandot, Calàf und Liù ‒ zeigen, muss man der aufopfernden Rolle Liùs allerdings mehr Bedeutung geben und Beachtung einräumen, als es in dieser Inszenierung der Fall ist. Sie konzentriert sich vornehmlich auf die komplexe Interaktion zwischen der ‒ wenigstens nach Guths Überzeugung ‒ in ihrer Jugend missbrauchten, daher allem Männlichen gegenüber skeptisch-ablehnend gegenüberstehenden, eiskalten Turandot und ihrem sie manisch begehrenden Liebhaber Calàf. Mit zwei gleich starken Sängerpersönlichkeiten könnte dies durchaus spannend sein.

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