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Brennt das Hukfeuer wieder?

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„Die letzten bestehenden Gruppen der Huk seien hauptsächlich damit beschäftigt, einander auszurotten …“ sagte Cesario Menarang alias Ali Baba, einer der drei Führer der kommunistischen Hukbalahap- Bewegung auf den Philippinen, in einem Presseinterview kurz vor seiner Ermordung durch eigene Leute, weil er beharrlich alle Amnestieangebote der Regierung in Quezon City für Partisanen, die sich freiwillig ergeben, zurückgewiesen hatte. Diese Tatsache spricht natürlich dafür, daß die Kommunisten der Philippinen zur Zeit innerlich sehr zersplittert sind, anderseits zeigt sie auch die Hartnäckigkeit eines Teiles der Hukführer, ihren Partisanenkrieg weiterhin durchzuführen.

Die Außenwelt ist immer der Ansicht, die Huk sei schon lange ver nichtet, was aber leider nicht der Wirklichkeit entspricht. Ein philippinischer Polizeioffizier meinte, es bestehe zwar keine allzu große Gefahr, aber man müsse trotzdem mit einer Wiederkehr der Hukbewegung größeren Umfanges rechnen.

Die Huk entstand eigentlich unter dem Namen „ Anti japanische Volksarmee“ während der japanischen Besetzung. Diese anfangs '/on den Amerikanern unterstützte Guerillaarmee unter General Mac Arthur wurde nach und nach von der KP der Philippinen infiltriert und endlich zur Gänze kontrolliert.

Die Säuberung

1950 erreichte sie den Höhepunkt: 15.000 bewaffnete Guerillakämpfer, 50.000 Parteimitglieder und mindestens eine Million sympathisierende Bauern. Zu jener Zeit hatte die Huk nicht nur ganz Zentralluzön fest in der Hand gehabt, sondern auch Großmanila mit Terror bedroht. Dank der Politik des „zweiseitigen Kampfes“ (Unterdrückung mit Gewalt und politisch-psychologische Kampagne besonders durch Landreformen) des Ramon Magsaysay gewann die philippinische Regierung wieder die Oberhand. Magsaysay verteilte nicht nur Ackerland an die Bauern, sondern auch an die Hukmitglieder, die sich ergaben.

Durch die erfolgreiche Säuberung der Huk wurde Magsaysay berühmt und schließlich zum Staatspräsidenten gewählt (1954 bis 1957). 1954 ergab sich Luis Taruc, der Militärführer der Huk, freiwillig. Er wurde zuerst zu lebenslänglich verurteilt, doch wurde das Urteil später in zwölf Jahre Zuchthaus umgewandelt. Erst 1964 wurde Jesus Raval, der KP-Chef, verhaftet und ins Zuchthaus gebracht. Magsaysays Politik endete mit seinem Tod durch einen Flugzeugabsturz 1957. Unter der Präsidentschaft von Carlos Garcia (1957 bis 1961) erholte sich die Huk wieder. Ihre Militär- und Parteiführer sind zur Zeit Mendo und Petro. Sie will nicht mehr um jeden Preis eine reguläre Befreiungsarmee wie damals aufstellen, sie strebt vielmehr danach, eine halblegale politische Bewegung zu werden. Nach Berichten soll sie derzeit an die 500.000 Sympathisierende haben.

…und das Wiedererwachen

Die Huk arbeitet heute mit der Unterwelt eng zusammen und erzielt daraus große Gewinne: Die

Bauern auf Zentralluzön müssen ein Zehntel ihres Einkommens der Huk abliefern, auch die Landbesitzer bezahlen an sie „Steuer“, um nicht ermordet zu werden. Außerdem besitzt die Huk auch noch verschiedene andere „Unternehmungen“. Zum Beispiel die .5000 Prostituierten in Angeles, einer Kleinstadt nahe dem US-Luftwaffenstützpunkt Clark, die täglich zwei Pesos per Person zahlen, um von der Huk „beschützt“

zu werden. Die 25 Millionen US-Dollar, die die Filipinos jährlich von den Amerikanern in Clark verdienen, fließen zum Großteil in die Hände der Huk.

Neben dem Terror betreibt die Hukbalahap auch die Agitation, in der Hoffnung, daß sich die Nationalpartei und die Liberalpartei näherkommen, den philippinischen Nationalismus forcieren und aus den Philippinen ein neutrales Land machen werden.

Die größte Gefahr besteht jedoch darin, daß die Landreform praktisch schon unterbrochen wurde, die Steuern der Großgrundbesitzer erleichtert und die Kredite für die Bauern gestoppt wurden. Das alles ermöglicht der Huk, die Unzufriedenheit der Landbevölkerung auf Zentralluzön auszunutzen.

Als Sukamo 1962 für die Einverleibung Westneuguineas gegen Holland hetzte, unterstützten ihn auch die Philippinen. Da die KP auf den Philippinen immer aktiver geworden ist, wacht Manila langsam auf und merkt, daß Peking seinen südöstlichen Nachbarn auch am liebsten rot bemalen möchte. Das schismati- sche Drama Moskau-Peking wurde auch schon auf die Philippinen übertragen. Vor einem Jahr entdeckte ein philippinisches Kanonenboot sogar ein sowjetisches U-Boot in philippinischen Gewässern. Diese Tatsache sagt allerdings deutlich genug, daß und wie sehr sich Moskau für die Philippinen interessiert.

Ziele der Außenpolitik

Die Außenpolitik Manilas verfolgt zur Zeit drei Ziele:

• Hilfe für Südvietnam. 1965 waren nur 68 philippinische Sanitätssoldaten in Südvietnam stationiert. Danach wurde beschlossen, 3000 Freiwillige nach Südvietnam in den Kampf zu schicken, wenn die USA finanziell dafür aufkommen. Dios- dado Macapagal,der ehemalige

Staatspräsident der Republika ng Pilipinas (Tagalog, Nationalsprache der Philippinen für Republik der Philippinen), hatte schon 1965 erklärt, daß sein Land alle Bestrebungen der SEATO hinsichtlich der Hilfe an Südvietnam unterstützen wolle. Das mußte aber wegen der Präsidentenwahl verschoben werden. Jetzt soll das Versprechen eingelöst werden.

• Befürwortung der Bildung eines antikommunistischen Ostasienpaktes, der Südvietnam, Südkorea, Formosa, Thailand, Malaisia und die Philippinen umfassen soll, w

• Verteidigung der Südphilippinen hinsichtlich indonesischer Infiltration, die nach dem Putsch vom 30. September 1965 weitergeht. Die USA und die Philippinen werden einen neuen Marinestützpunkt in Cotabato auf Mindanao für gemeinsame Benützung aufbauen.

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