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Das Benediktinerstift Seitenstetten

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In der lieblichen Landschaft zwischen Enns und Ybbs, Donau und Voralpen im niederösterreichischen Mostviertel zwischen Ennswald und Eisenwurzen, blüht seit dem Jahre 1112 eine klösterliche Gemeinschaft, die weit über den engeren Heimatbezirk Bedeutung gewonnen hat: die Benediktinerabtei Seitenstetten. „Ein Gang durch ihre Geschichte“ haben Dr. P. Petrus O r t m a y r und Dr. P. Aegid Decker schlicht ihr Buch „Das Benediktinerstift Seitenstetten“ genannt (Kommissionsverlag Weisermühl, Wels. 360 Seiten, zahlreiche Bilder. Preis 80 S), welches als Muster einer Klostergeschichte bezeichnet werden darf, die weise Beschränkung und zugleich weite Einordnung in die Gesamtentwicklung der Heimat und Religionsgeschichte bietet. Im Schicksal der Abtei an der Treffling spiegelt sich der Weg des Benediktinerordens in Oesterreich. Fest verwurzelt im Heimatbereich, entscheidend für die Entwicklung der umgebenden Landschaft, ist Seitenstetten stets weit darüber hinaus wirksam gewesen und hat maßgebliche Beiträge zum geistlichen Leben des Ordens und des Volkes und zum kulturellen Aufschwung geliefert. Der seit 1920 regierende Abt-Präses Dr. Theodor Springer, dem der Band gewidmet ist, hat durch sein Wirken Seitenstetten führenden Rang im Orden, in der Heimat, in der Seelsorge und im Kulturschaffen gesichert. Das Stiftsgymnasium zählt zu den angesehensten Schulen Oesterreichs. Unter seinen fast 6000 Schülern seit 1866 finden sich der Wiener Kardinal-Fürsterzbischof

Nagl, der St.-Pöltner Bischof Memelauer, der Ministerpräsident Lammasch, der Bundespräsident Miklas, Bundeskanzler Raab, der Chirurg Haberer, der Röntgenologe Holzknecht, der Archäologe Heberdey, die Historiker Wilhelm Bauer, Kretsch-mayr und Zibermayr, der Kunsthistoriker Anselm Weißenhofer, der Numismatiker Lohr. Zu seinen Kapitularen gehören der Erzabt von St. Peter in Salzburg, Dr Jakobus Reimer, der gegenwärtige Rektor der Wiener Universität, Karl Jellouschek, der Literaturhistoriker Anselm Salzer, um nur einige zu nennen. Seitenstetten inkorporiert ist auch das berühmte Dreifaltigkeitsheiligtum Sonntagberg, dessen Dreifaltigkeitsdarstellung bis tief nach Rumänien hinein Verbreitung gefunden hat und Ziel zahlreicher Pilger aus dem ganzen Donauraum war. Reich an Kunstschätzen, reich an Tradition, ist Seitenstetten auch erfüllt von bestem Geist und wirkt heute wie seit seiner Gründung im Sinne des benediktinischen Spruches: „Ut in omnibus glorificetur Deus.“

Dr.. F. H. Ried1

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Jahrbuch für Volkskunde der Heimatvertriebenen.

Im Auftrag der Kommission für Volkskunde der Heimatvertriebenen im Verband der Vereine für Volkskunde. Herausgegeben von Alfons P e r 1 i c k. Band I. Verlag Otto Müller, Salzburg. 289 Seiten, 1 Karte Preis 90 S

Das zum ersten Mal erschienene Jahrbuch der Heimatvertriebenen wendet sich an die weitere

Oeffentlichkeit, nicht nur an die Heimatvertriebenen aus den weiten Gebieten der Volkskultur der Deutschen, die einstmals im europäischen Mittelosten, von Ostpreußen bis 2ur Gottschee, saßen. Ob sie nun „Heimgeführte“ oder wirklich Heimatvertriebene sind. Damit hat sich innerhalb des deutschen Raumes in den einzelnen Landschaften, Stammes-tümern und soziologischen Bereichen eine Umwandlung ergeben, die im vorliegenden Jahrbuch von 14 volkskundlichen Forschem in ihren wissenschaftlichen Bereich gezogen wird. Alfred K a r a s e k-Langer leitet im Aufriß die bisherigen Forschungsergebnisse ein. Mit einem zweiten Beitrag über die „donauschwäbische Volksschauspiellandschaft“ gibt er auf Grund eines umfangreichen Schrifttums Einblick in ein lebensvolles Gebiet 2 5jähriger Spezialistenarbeit. Eugen Bonomi behandelt die „Deutschen aus dein Ofner Bergland in neuer Heimat“, während Friedrich H. Schmidt-Ebenhausen über die gleichen Deutschen den Einfluß der Sitte und des Brauches in Württemberg aufweist. Der oberschlesische Volksforscher Alfons Perl ick gibt seine Beobachtungen über kirchliches und weltliches Brauchtum in Nordrhein-Westfalen wieder. Barbara Pischel versucht die „Verwurzelung und den Brauchtumswandel in der Großstadt“ am Beispiel Berlins darzustellen. Die Ergebnisse von Lehrfahrten einer Studenten gruppe der Universität München gibt Josef H a n i k a als „Eingliederungsforschung“ wieder. Der II. Teil des Jahrbuches bietet Mitteilungen über die verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen der Heimatvertriebenen, unter anderem auch über die Fortführung der großen Mundartwörterbücher (Preußisches. Nordsiebenbürgisches, Schlesisches Wörterbuch), über Volkskundearchive der einzelnen Volksgruppen. Der Iii'. Teil bringt vom Herausgeber einen ersten Versuch einer bibliographischen Zusammenstellung der Veröffentlichungen zur Volkskunde der deutschen Heimatvertriebenen (1945. bis 195 5). Dem Herausgeber und seinen Mitarbeitern, nicht zuletzt dem Verlag, ist im Interesse der deutschen Volkstumsforschung, die auch die Einheimischen in Deutschland und Oesterreich und darüber hinaus das Ausland angeht, bestens zu danken.

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