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Im Griechenbeisl und in der Secession

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In der Galerie im Griechenbeisl gibt Johann Fruhmann einen Überblick über seine Entwicklung als Maler in den letzten zehn Jahren. Das älteste gezeigte Bild ist eine gut ausgewogene Flächenkomposition in Blau, Gelb, Grün — magische Geometrie, die eine rätselvolle Anmut besitzt. Später ragen längliche oder runde Einzellerformen vom Bildrand her ins Bildinnere. Die Farbe wird blasser. Dann beginnen hellbraune, in Auflösung begriffene Federballen oder Grasbüschel über einem Beigegrund, der selber in Bewegung gerät, zu kreisen, zu tanzen. In der neuesten Phase sind die Formate gewachsen. Fruhmann ist unter die „Informellen“ gegangen. Er hat an Schwung und Kraft gewonnen. Seine Schlingen, Strahlen, Fächerformen, farblich intensiv und lodernd, konzentrieren sich um eine Vertikalachse in der Mitte des Bildes. Ein Sinn für Maß ist erhalten geblieben.

Zarte Fleckengebilde in Grau-Blau, Grau-Rosa-Hellgelb stellen die in der Secession präsentierten Bilder von Gertraud, P ęse n d or f e r dar. Ausgangs- Inuirtr ‘įA?!1 ySflfline uni’ landschaftliche Bpchttfr, Gebirge. Bei ‘aller Älmfaknbn beäifzt1’ das Oetfvre Gertraud Pesendorfers einen naturhaften, lyrischen Reiz, der es über den Allerweltstachismus hinaushebt. Ein Comeback nach sieben Jahren Zurückgezogenheit feiert Franz K 1 a s e k. Was er nun in mehr oder minder großen Formaten zeigt, ist von Braque und Picasso beeinflußt, in besten Beispielen nichtsdestoweniger eigen. Nobel in der Farbgebung und gut komponiert sind die „Rümpfe". Auch der „Rechte Winkel“ ist ein gut kontrastiertes und fein nuanciertes Bild. Eine Variationsreihe, „Die Kühe", reicht von monumental vereinfachender, gegenständlicher Darstellung bis zum Zeichen. Um anderes geht’s in „Die Mütter“ und „Abstrakte Landschaft“. Ein ernstes Bemühen ist jedenfalls unverkennbar.

Durch Phantasie und Humor, durch Frische und Volkstümlichkeit bezaubern die Aquarelle, Zeichnungen und Hinterglasmalereien Franz Zülows. Der Künstler erzählt herzerquickende Märchen vom Rotkäppchen, von dem sagenhaften Erdteil Atlantis, vom Paradies, vom ersten Reiter, von Karawanen, Zirkusleuten, Tausendundeiner Nacht, von Prinzen, Freiern, Papageien, Roßknechten, niederösterreichischen Dörfern. Da ist alles ursprünglich und echt. Die alten Bauem- maler fanden in Zülow einen Fortsetzer, welcher mit Überlegenheit Natur und Menschenwelt und ihre Anfechtungen sieht.

Armut, Einsamkeit, Schwermut sind Themen Georg Rauchs. Den Clown, den Musikanten wählt er als Symbolgestalten dafür. Malerischer Ausgangspunkt sind van Gogh und der Picasso der blauen Periode, nur daß hier alles viel direkter und grobschlächtiger wird. Als vergleichsweise feinere Leistungen dürfen der „Mann mit Trompete“, der „Mann mit Dienstmütze" und eine Vorstadtansicht gelten. Ein etwas schludrig prik- kelnder, dunkelfarbiger Impressionismus kennzeichnet die Porträts und sonstigen figuralen Darstellungen Robert Libeski . Reinere, stärkere Leistungen sind die Blumenstilleben. Zu sehr auf Effekt gehen die Ruinen- und Kathedralenbilder aus.

Die Gedächtnisausstellung Oskar G a- w e 11 gehört zum Schönsten, was die Schau in der Secession zu bieten hat. Das Werk des gebürtigen Baltendeutschen, der lange Jahre in Wien lebte und hier auch gestorben ist, kann etwa mit der Kunst Carl Hofers und der des deutschen Expressionismus in Zusammenhang gebracht werden. Doch ist die Formensprache runder, weicher Es sind mit unendlicher Liebe gemalte Bilder, durch die eine schwermütige Melodie geht; Lieder in Moll. Eine Sehnsucht nach der Idylle lebt in dieser Bauern-, Fischer- und Vorstadt-

• weit, in der es nichtsdestoweniger auch l gefährlich aufleuchtet. Das auf eine s heutige Weise Klassisch-Harmonische s triumphiert letzten Endes, beglückt und

- erhebt den Beschauer.

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