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osterreichische Malerei

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In unserer chaotischen Zeit, die sich begreiflicherweise auch in dem Kunstschaffen der Gegenwart spiegelt und ihm den Stempel des Unruhigen, Kämpferischen und Problematischen aufdrückt, tut es zuweilen wohl, sich mit dem Werk jener Maler näher zu befassen, deren künstlerische Reife sie über den Streit der Tagesmeinungen hinaushebt.

Zu ihnen gehört Max von P o o s c h, der im kommenden Jahre sein 75. Geburtsfest feiert, aber in ungebrochener Schaffenskraft am Werke ist. Ein Lieblingsschüler Altmeister Rumpiers, schuf er in den letzten Jahren eine Reihe großer kirchlicher und profaner Bildkompositionen, die ihn in 'die erste Reihe der zeitgenössischen österreichischen Maler stellen. Zumeist sind diese Arbeiten motivisdi der heimischen Alpenwelt entnommen, wie die „Heimkehr“ der Mäher, die müde von der Tagesarbeit heimwandern, bezwingend in der Wiedergabe des rhythmischen Schreitens, oder die „Schwere Arbeit“ der'Bäuerin,1 die „Heimkehr“ des Bauern mit seinem Fuhrwerk, dem die Frau, das Kind auf dem Arm, entgegenkommt, oder der „Almauftrieb“ in der stimmungsvollen Vorsonnenaufgangslandschaft. Aus jedem Bilde spridit die unvergleichlich schöne heimische Landschaft zu dem Beschauer, die ernste Gediegenheit des Bergbauern; man spürt fast den Duft der Alm wiesen •, und harzigen Nadelbäume.

In den letzten Bildern des Meisters kommt die erzählende Note zu stärkerer Geltung. Dies gilt namentlich für das reizvolle Bild „Die Straße“, die in einer schön komponierten Salzburger Landschaft zeigt, wie der Weg der Menschen durch das Leben hindurdi immer letzten Endes zu Gott führt, mit einer Fülle köstlicher Einzelheiten, die aber kompositorisch brillant zusammengehalten sind. Unter den religiösen Arbeiten des Künstlers sei auf „St. Laurentius“ in der Glorie für die Kirche in Alberndorf und auf das gleichnamige Altarbild für Bramberg im Pinzgau hingewiesen. Sehr eindrucksvoll sind ein „Hl. Joseph“ und ein „Hl. Pankratius“ für die Kirche in Reinprechtspölla im Waldviertel und ein „Hl. Rochus“ für eine Kapelle bei Albern.

Aber Max von Poosch ist auch ein ausgezeichneter Landschafter, der den Stimmungsgehalt seiner landschaftlichen Motive voll und ganz auszuschöpfen vermag. Abschließend sei noch auf ein packendes Bildnis des „Hl. Canisius“, dessen Eindruck sidi wohl kein Betrachter entziehen kann, sowie auf das repräsentative Porträt des Generalabtes Linda von Klosterneuburg hingewiesen, ' die Poosch auch auf diesem Gebiete als überragenden Könner zeigen. Eine Kollektivausstellung des Künstlers, die wohl erwartet werden kann, wird seine Bedeutung im vollen Umfange erkennen lassen.

■Ein künstlerisches Sondergebiet hat sich Carl Theodor von Blaas erkören, der gemeinsam mit seiner Gattin Helene im Kunstverlag Wolfrum (I., Lobkowitz-Palais) eine sehenswerte Ausstellung eröffnet hat. Blaas, dessen Vater und Großvater als bedeutende Maler eine widitige Rolle im Wiener Kunstleben gespielt haben, hat in W::n, München und Paris seine künstlerische Ausbildung gewonnen, war nach dem ersten Weltkriege mehrere Jahre in England und Amerika erfolgreich als Porträtmaler tätig und stellt nach dem erzwungenen Arbeitsverbot von 1938 bis 1945 zum erstenmale wieder in Wien aus.

Er ist ein Porträtgraphiker von Geschmack und Können, dessen Arbeiten in der Albertina, der Galerie des Burgtheaters, der Nationalbibliothek und im Museum von Brooklin zu finden sind. Die gegenwärtige Ausstellung enthält eine köstliche Auslese, so die Porträtzeichnungen des unvergeßlichen Hugo Thimig und Frau Bleibtreus. Ganz entzückend sind die Kinderbildnisse, die den ganzen Liebreiz dieser kleinen Menschenkinder beseelt wiedergeben. Ein Stück heimatlicher Trachtenkunde stellen die bäuerlichen Bilder dar, während in den Porträtgraphiken aus der Gesellschaft Blaas als Schilderer schöner Frauen seinem Ruf als Bildniszeichner alle Ehre macht.

Eine erfreuliche Ergänzung dieser liebenswürdigen, kultivierten Bildniskunst bedeuten die reizvollen Blumenstücke der Gemahlin des Künstlers, Helene von Blaas-Leitenberger, einer Schülerin der Professoren Grom-Rottmayer und Andersen, die schon als Achtzehnjährige mit Porträts im Wiener Künstlerhause debütierte, sich aber später ganz auf Blumenstücke spezialisierte. In vollendeter Aquarelltechnik versteht sie es, diese Wunderkinder der Natur aufs Papier zu zaubern, dunkejrot glühende Rosen, leuditende Zyklamen und das ganze Heer der in ihrer Vielfalt und Zartheit so köstlichen Wiesen- und Feldblumen. Am liebsten möchte man Blatt für Blatt hernehmen und sich in die unerschöpfliche Schönheit dieser Blüten und Blätter vertiefen. Dann wieder malt sie in Tempera ein Gemüsestilleben von saftigster Ursprünglidikeit oder sie aquarelliert mit unendlicher Zartheit und wissenschaftlicher Genauigkeit ein Pflänzchen mit allen Blüten und Blättern und Würzelchen, so daß es von jedem Botaniker fachgemäß bestimmt werden kann. Immer aber wird aus dem Blumenstück über den Naturausschnitt hinaus ein kleines, künstlerisch ausgewogenes Bild geschaffen, das Helene von Blaas über den Ekirchschnitt der Blumen-malerin weit hinaushebt.

Alles in allem, eine Ausstellung, die mit nobler, echt österreichischer Kunst bekanntmacht*.

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