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IM STREIFLICHT

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T TBER die Ausstellung „Internationale Graphik“ haben wir bereits im Sommer ausführlich geschrieben; nun ist sie von Salzburg nadi Wien auf Besuch gekommen, ein wenig verändert und in der Sezession besser und übersichtlicher angeordnet, als da6 im Salzburger Mirabellpavillon möglich gewesen ist. Der Eindruck, den diese Sammlung

— denn im Grunde handelt es sich ja um eine solche — macht, ist ein wenig einseitig (insofern nämlich, als etwa zwei Drittel ihres Bestandes zur reinen Abstraktion gehören), aber immer noch groß und bedeutsam genug; der Titel stimmt: hier wird wirklich internationale Kunst, internationale Graphik, gesammelt und gezeigt. In einer Zeit, in dem sich unsere Künstler verzweifelt und mit Erfolg bemühen, in die Welt hinaus zu wirken und sich an der internationalen Konkurrenz zu messen, in der sich manche staatlichen Kunstpflegestellen oft genug ebenso verzweifelt bemühen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, in der ehemals moderne Staatsgalerien ihren Ehrgeiz darein 6etzen, zu „Heimatmuseen“ zu werden

— in dieser Zeit ist es der privaten Initiative und dem persönlichen Ehrgeiz eines bescheidenen Malers — er heißt Gustav K. Beck — gelungen, eine wahrhaft internationale Sammlung zusammenzutragen; von dem durchaus richtigen Standpunkt ausgehend, daß heute die Graphik nicht weniger bedeutend als die Malerei, für den Sammler aber billiger ist, hat er sein Projekt von vornherein auf Graphik jeder Art abgestellt. Auf Reisen, durch Bittbriefe und freundschaftliche Vermittlung, schließlich wohl auch durch die Unterstützung zunächst ausländischer Stellen hat er eine Lithographie nach der anderen, Zeichnung um Zeichnung erworben, gekauft, als Leihgabe erhalten: zusammen ergeben sie schon ein ganzes Museum und, wenn man’s genau nimmt, das einzige moderne, das wir heute in Österreich haben. Salzburg hat dieser Sammlung Unterkunft gegeben, die Wiener scheinen sich wenig drum gekümmert zu haben. Die Zuständigen mögen sich die Ausstellung ansehen: vielleicht schämen sie sich ein wenig.

TN IE kritischen Worte in der letzten „Streif- licht“-Spalte gegen den Plan der Wiener Gemeindeverwaltung, die anheimelnde Gasbeleuchtung idyllischer alter Winkel in der Bundeshauptstadt um teures Geld durch moderne Leuchtstoffröhren zu ersetzen, be kommen verstärktes Gewicht: am obersten Ende des alten Sievering nahe dem Waldrand 6ind die jenem Dorf in der Großstadt 6einen eigenen Reiz gebenden Gaslaternen über den Sommer erloschen. Häßliche, gleich an den Masten befestigte Lampenschirme aus Blech mit unverhüllten Glühlampen, wie man 6ie 6on6t nur mehr auf dem flachen Land antrifft, sind an ihre Stelle getreten. Wahrscheinlich soll die Demontage nächstes Jahr weiter gehen, nach Sievering hinein. Kommt niemand auf die Idee, das hiefür notwendige Geld — unser aller Steuergeld — nutzbringender, dem Bild Alt-Wiener Edcen weniger abträglich, auszulegen? Diese Frage wäre einer Antwort schon wert

VT ACH einem ausführlichen, pointierten Ein- führungsvortrag zu dem Bläsersextett eines finnischen Komponisten erklingen plötzlich — in der Sendung der Ravag „Moderne Mu6ik“ — Klavierlieder von einem anderen Komponisten. Rot-Weiß-Rot zeigt in einer Mittagszeitung eine Sendung der Verdi- Oper „La Battaglia di Legnana" (sic!) unter dem Titel „Neue Musik aus Italien" an. Aber „Die Schlacht von Legnano“ wurde bereits vor über 100 Jahren (1849) am Argen- tina-Theater in Rom uraufgeführt Gewiß, Kleinigkeiten. Aber sie passieren fast täglich und können daher nicht unvermerkt bleiben.

TJ INE österreichische Wanderausstellung mit 2300 Buchtiteln von etwa 140 Verlagen hat auf ihrer Reise durch Deutschland die Endstation München erreicht. Eine dortige Zeitung schreibt dazu: „Vieles, fast zu vieles in dieser Schau scheint dem Geschmack von Leihbüchereien zu entsprechen. Audi historische Romane, die um typische österreichische Gestalten kreisen, um Andreas Hofer, Erzherzog Johann, Kaiser Franz Joseph und Kaiser Karl, um das „Kleinod Tirol“ und die „Tragödie von Habsburgs Ende", finden hierzulande nur begrenzte Beachtung. Aber sie sind dabei, in stattlicher Anzahl sogar, ebenso wie das reine Unterhaltungsschritt tum, dem oft das Odium des Provinziellen unverkennbar anhaftet. Die anspruchsvolle Gegenwartsliteratur ist nur schwach vertreten, nicht zuletzt deshalb, weil viele führende österreichische Dichter längst von deutschen Verlagen betreut werden.“ — Eine kritische Stimme, ohne Zweifel. Vielleicht eine allzu- kritische. Aber sie verdient, besonders mit der letzten Feststellung, gehört zu werden!

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