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In alten Palasten

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Die Abendkonzert ein Wiener Palais während der Monate Juli und August, vom Amt für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien arrangiert, greifen nach zwei Seiten hin aus: Einmal ist man darauf bedacht, junge, zum Teil noch mitten in der künstlerischen Entwicklung stehende heimische Kräfte zu fördern, ihnen die nötige Konzerterfahrung zu geben; dann entsinnt man sich jener Preisträger, die sich in der abgelaufenen Konzertsaison herauszuheben wußten, und stellt beide Gruppen internationalen Solisten gegenüber. Das Publikum hat sich, wie die bisher stattgefundenen Konzerte beweisen, durchaus für diese Mischung erklärt, und die meisten dieser Abendveranstaltungen, bei denen mehrere Weltsprachen im Zuhörerriaum zu vernehmen waren, galten als ausverkauft.

Die Internationalität repräsentierte zuerst der gemischte Chor der Universität Lyon (Palais Auersperg). Was der Darbietung ihr besonderes Kennzeichen gab, war ein inniges Zusammengehen technischer Ausbildung und ausgeprägter Vor-tragskunst. Diese etwa dreißig Studentinnen und zwölf Studenten haben Werke von Meistern des 16. Jahrhunderts (altfranzösische Madrigale) und moderne Chöre (Poulenc, Trillat und Challey) mit kluger Be-dachtnahme auf die diffizile Akustik im Auersperg gesungen und immer wachsenden Beifall erzielt. i

In den Rahmen der Internationalität gehört auch der Cellist Josef Chuchro (Tschechoslowakei), der mit seinem ausgezeichneten Begleiter am Klavier, Josef Häla, in Wien während der vergangenen Saison im Brabmssaal Aufsehen erregt hat. Mit energischem Strich, gewandt im Lagenspiel, temperamentvoll im Ausdruck bei leidenschaftlichem Ton, gewannen Debussys Sonate und Martinas III. Cellosonate ungemein an Gegenständlichkeit.

Weniger prägnant war. das Auftreten von Nikolaus Herle a, der, von der. Bukarester Oper . kommend, im Palais Schwarzenberg mit Werken von siebzehn verschiedenen Komponisten zu.hören war. Ein reines, mit Bedacht auf heimische Gesänge gestelltes Liederprogramm, oder eine Folge von Opernarien hätte sich empfohlen. Am besten gefiel Herlea bezeichnenderweise dort, wo die Luft seiner Heimat wehte; vor allem bei Enescu. — Kim Borg, der bekannte Bassist, der seinen Abend (wie Herlea: im Palais Schwarzenberg) auf die heitere Note gesteilt hatte, wirkte wegen der zeitweiligen starken Annäherung des Vortrages an den Bühnengesang, ja mitunter an das Chanson, ebenfalls zwiespältig. Auch er lieferte aus heimischen Gefilden sein Bestes: mit den in finnischer Sprache gesungenen Liedern. — Zwar dem Paß nach Österreicherin, aber doch gebürtige Südafrikanerin, ist die Sopranistin Cat6 Brink, der wir einige köstliche Lieder von Vaughan Williams zu danken hatten. Stürmischen Erfolg verzeichnete Morella M u n o s, ein Mezzo aus Venezuela, im Palais Auersperg. De Falla und vor allem Estevez stachen hervor.

Von den einheimischen Nachwuchskünstlern und Preisträgern aller Stufen haben die Pianisten Hans Kann (glänzend die sechs Tänze im bulgarischen Rhythmus von Bartök), Otto Zy.kan (mit einem seltenen, stilistisch ausgezeichnet erfaßten Skrjabin) — beide im Palais Lobkowitz — viel Beifall erzielt. Auch Heinz Medjimorec, ein Schüler Professor Hausers, dessen Stärke die Romantik und die Virtuosität ist, war dort zu hören.

Die Orchesterkonzerte lebten, wie das in diesem Rahmen üblich ist, von der Ergiebigkeit der musikalischen Barockliteratur. Die beste Idee hat Paul Angerer unter dem. Motto „Musik in G o e t h e s H a us“ gefunden (Werke von Reichardt, Seckendprff, Zelter/,\Beethoven und Mendelssohn.-

Rastimofsky glücklich die Beziehungen Vivaldis und J. H.' Schmeltzers zu Wien, den man den „Johann Strauß des Barocks“ genannt hat.

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