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Neue Kirchenmusik

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Styria-Verlag, Graz-Wien-AItötting

Innerhalb kürzester Zeit hat dieser Verlag, dessen vierte Jahresernte vorliegt, sich zum führenden Kirchenmusikverlag Österreichs und einem der bedeutendsten überhaupt emporgearbeitet; zu einem Editionsunternehmen, _ dessen großräumige und zukunftweisende Planung sowohl dem Schaffen als der Pflege heimischer Kirchenmusik im Sinne des „Motu proprio“ kräftige Impulse vermittelt und aus dem österreichischen Raum nicht mehr fortzudenken wäre.

Waren die ersten Jahre hauptsächlich der Ausgabe alter und neuer mehrstimmiger Messen gewidmet — allein das erste Jahr brachte zwölf Messen, darunter Joseph Lech- thalers Missa „Rosa mystica" —, hat der Verlag sich nun auch der Betreuung weiterer sakralmusikalischer Belange zugewendet, ohne das Hauptgebiet zu vernachlässigen. Als hervorragend chorerzieherische Tat sind da vor allem die Kleinen Choralhefte anzusprechen, von denen bisher, zwei- mit je einer Messe und eines mit Sakramentsgesängen vorliegen. Ihre Aufgabe ist es, den Choral ins Volk zu tragen und damit abermals einer Forderung des Motu proprio zu entsprechen. Ihre Verbreitung auch durch kirchliche Stellen wäre daher höchst empfehlenswert.

Anton Heillers „Missa brevis“ für vierstimmigen a-capella-Chor ist das Hauptwerk der diesjährigen Edition. In dieser Komposition des hochtalentierten Vertreters junger österreichischer Kirchenmusik ist leistungsfähigen Chören ein Spitzenwerk neuester Entwicklung zugänglich gemacht, das .bereits seine Feuerprobe im In- und Ausland bestanden hat-und das, im rechten Geiste gesungen; auch die Ausführenden in die vorderste Reihe stellt. Den praktischen Bedürfnissen kleiner Chöre hingegen werden die Missa in C von Antonio Lotti und die Missa „Sub tuum praesidium" von Heinrich Lern a c h e r eine willkommene und leicht zu erlernende Auslese altmeisterlichen und zeitgenössischen a-capella-Gesanges sein. Kleinere lateinische Gesänge sind die sehr einfachen Verhältnissen entsprechenden „Drei, Offertorien zur Weihnacht“ von H. Lemacher so wie Ernst Tittels „Acht Tantum ergo“ in verschiedenen Stilen und Schwierigkeitsgraden; vor allem aber die schöne, als erstes Stück einer Sammlung „Musica perennis“ erscheinende Ausgabe von Mozarts Sakramenthymnus „Ave verum corpus“.

Das Heftchen „Der Heiland ist geboren" (20 alpenländische Volkslieder) ist eine im tieferen Sinne volkshafte Weihnaditsgabe. Das Wiedererwachen des geistlichen Volksliedes beginnt mit dem Weihnachtslied, das uns in den vergangenen Generationen leider verniedlich und verkitscht wurde. Um so reiner, kraftvoller und verhaltener muten uns diese wirklichen Volksweisen an. Josef Fr edr ich Doppelbauer hat diese Liedchen mit dem sehr schätzenswerten Mut zur Einfachheit für gemischten Chor gesetzt. Ähnlich verhält es sich mit der Sammlung „Bekannte Kirchenlieder" (dreistimmiger Satz von Anton Dawidowicz), die noch einfacheren Verhältnissen dienen und wohl das Leichteste in diesem Sinne überhaupt darstellen. Die „Singmesse nach alten deutschen Kirchenliedern" von Ernst Tittel (gemischter Chor a-capella) ergänzt diese Praxis in etwas anspruchsvollerer Weise durch eine zwischen Volks- und Kunststil schwebende Profilierung. Mit dem deutschen Proprium der Totenmesse und dem für das Dreifaltigkeitsfest, beide von Hermann Krön s t e i n e r, sind zwei der schönsten und eigenartigsten Kompositionen der Volksliturgie in das Editionswerk aufgenommen.

An der Peripherie dieser Gedankenkreise stehen, vermittelnd zwischen Volksbrauch und Gottesdienst, zwei Prozession, smärsche von Jos cp h Gasser, für Blasmusik arrangiert von Sepp Thal,er, sowie die Fortsetzung der „Chormappe", Volksliedsätze für Schul- und Jugendchöre. Der ideellen Verbreitung des kirchenmusikalischen Erneuerungsgedankens aber dienen in vorbildlicher Weise die hier bereits besprochenen Zeitschriften „Musica orans“ und „Chorblätter". Alles in allem: imponierende Leistungen kirchenmusikalischer Verlagsarbeit.

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