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Im Dienste der katholischen Kirchenmusik

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In dfr Summe und Vielfalt nicht weniger als in der Auswahl scheint diese Jahresernte des Musikverlages Alfred Coppenrath eines der bedeutendsten Editionswerke sakralmusikalischen Lebens der Gegenwart darzustellen; ist gleichsam ein Spiegel der Qualitätsreihen wie der praktischen Bedürfnisse, seigt die Vorderfront der Entwicklung ebenso auf als den Mittelweg der chorischen Verhältnisse und übergeht uch die kleinen Voraussetzungen nicht, mit denen kleint Landchöre eben auskommen müssefc.Pachelbel (gestorben 1706) „Tröste uns, Gott“ und „Singet dem Herrn“ (beide für Doppelchor), der Fest-motett eines unbekannten thüringischen Meisters um 1750 und der von Max Eham für begleitenden Chor gesetzten VII. Fuge aus dem zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach sind Schätze barocker Satzkunst; dem praktischen Gebrauch unserer Chöre neu geschenkt; „Can-tate Domino“ und „Laudate Dominum“, zwei Psalmen von Ernst T i 11 e 1 sowie zwei Liedmotetten Spitzenwerke und Gebrauchsmusik anspruchsvollerer wie simpler Art sind zu einem Erntestrauß gebunden, der noch im einfachsten Blatt ein Mindestmaß der notwendigen Forderungen erfüllt und besonders der nuisikfrohen Jugend Werke von Niveau bietet.

Erstaunlich die Reihe zeitgenössischer missaler Kompositionen, die in Anton H e i 11 e r s Missa super „Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort“ sowie in Ernst Tittels „Missa gre-goriana“ wohl die Spitze der Entwicklung überhaupt darstellt. Zwei anspruchsvolle Messen, denen sich J. F. Doppelbauers „Missa brevis“, Hermann Kronsteiners Missa „Quinque prudentes vir-gines“, Eberhard B o n i t z' „Messe zu Ehren der heiligsten Namen“ und endlich Vinzenz G o 11 e r s op. 107, die fünfstimmige „Festliche Messe“ zu einem A-cappella-Kreis repräsentativsten Ranges fügen, der in den Neuausgaben der Missa brevis von Vincenzo Pellegrini, der Missa super „Ich stund an einem Morgen“ von Jacobus Gallus, der Missa pro defunctis von Claudio Casciolini und der Messe in F von Cajetano Carpani sein Gegenstück findet, ergänzt durch die Missa festiva von Karl Kraft sowie durch dessen Requiem und die Missa brevis von Michael K u n t z für Chor und Orgel.

Der Motetten- und Kantatenbereich ist so reich bestellt, daß jeder Chor hier mühelos das Seine findet. Mit der Weihnachtsmotette von Christoph Sätzl (gestorben 165 5), zwei Motetten von Johann

von; Ernst .Pfiffst! stehen an det Tete zeitgenössischer Motetten- und Kantatenkunst, die sich in Festchören von Max Tremmel (Psalm 150 und „Zur Weihe des Hauses“), in fünf Chorliedergruppen von Karl Kraft (Weihnacht, Ostern, Pfingsten, Sakramentslieder, Lob- und Danklieder) sowie in ähnlichen Werken von Max Eham, Hans Säbel, Hermann Kronsteiner (Sonnengesang des heil. Franziskus) und J. F. Doppelbauer fortsetzt, der auch „Kleine Orgelstücke alter Meister für Stu- , dium und Gottesdienst“ herausgibt. Besonderes Augenmerk verdienen ihrer Qualität wegen die Mariengesänge von Erich Romanowsky („Maria, breit den Mantel aus“), Hubert Dopf, Johannes Hafner und abermals Doppelbauer, der mit weltlichen kleinen Kantaten die Kirchen- und Jugendchöre auch außerhalb ihrer sakralen Aufgabe anregend und nicht anspruchslos beschäftigt.

Zeigt diese Uebersicht neben der eingangs betonten Vielfalt eine entschlossene Haltung und kühnen Willen zur Tat, ist es für uns doppelt erfreulich, daß der Verlagsleiter Hans Hönigsbtrgcr, als Auslandsösterreicher mit den heimatlichen Problemen der Sakralmusik vertraut, diese in seine ausgreifende Planung voll mit einbezieht und daß sein mutiges Durchgreifen, den heuer hundertjährigen Verlag Coppenrath im Vordergrund der Entwicklung zeigend, auch den österreichischen Komponisten ihren Anteil zu sichern weiß.

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