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Opernballett: „Turandot“ und „Jahreszeiten“

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Da mag da9 Publikum aber die Ohren gespitzt und die Augen aufgerissen haben, als am 5. Februar 1944 in der Dresdner Staatsoper die grellen Dissonanzen aufschrillten und die peitschenden Rhythmen der Musik von Gottfried von E i n e m s „Turandot“ die Tänzerinnen und Tänzer in Schwung brachten ... Daß diese Partitur von ihrem Elan, ihrer gestischen Suggestion und ihrer jugendfrischen Originalität kaum etwas eingebüßt hat, bewies die Wiener Erstaufführung des nach einem Libretto von Luigi Malipiero geschriebenen Werkes durch das Wiener Staatsopernballett. Die Handlung, in zwei Teile gegliedert, folgt Gozzis bekanntem Märchen, die 40 Minuten dauernde Musik umfaßt 14 geschlossene Nummern (sechs im ersten und acht im zweiten Bild). — Die Choreographie Dimitrije P a r 1 i c s war durch die viel zu sehr mit Dekorationen und Treppen angeräumte Bühne sehr beeinträchtigt. Bei den Kostümen George W a k h e-w i t s c h s, der auch die Dekorationen geschaffen hatte, gab es ein paar hübsche Einfälle, aber die Vorherrschaft der Farben Rot und Rosa (die vielen Beine der Tänzerinnen und Tänzer) schuf keine sehr schöne Harmonie. Die Glanzlichter in dieser Aufführung setzten unsere beiden ausgezeichneten jungen Solisten: Edeltraut Brexner in der Titelpartie und Willy D i r 11 als Prinz Kalaf.

Wesentlich schwieriger — und geglückter — war die Choreographie zu Theodor B e r g e r s „J a h-r e s z e i t e n“, einem viersätzigen Werk, das anläßlich seiner Uraufführung in einem Konzert der Wiener Philharmoniker unter Dimitri Mitropouios an dieser Stelle ausführlich besprochen wurde. Diese differenzierte, rhythmisch vertrackte Partitur stellt an die Musikalität des Choreographen hohe Ansprüche, und man darf sagen, daß Dimitrije Parlic in jedem der vier „Jahreszeiten“-Bilder schöne und glückliche Lösungen gefunden hat. Die Höhepunkte der Musik (die anmutig-spielerische Frühiahrsprome-nade und der das Werk effektvoll beschließende Herbsttanz) gelangen auch tänzerisch am besten. Noch gab es da und dort spannungslose, zuweilen gymnastisch anmutende Details, aber sowohl die Choreographie wie die Ausführung durch das Corps de Ballet müssen als durchaus interessant und sehenswert bezeichnet werden. — Im Programm findet sich der Vermerk: „Ballett von Kurt Moldo-van.“ Von ihm dürfte die Aufgliederung der einzelnen Bilder in Phasen sowie die Idee stammen, in den Mittelpunkt jeder Szene zwei junge Menschen zu stellen, „deren Liebeszustand und deren seelisches Klima sich mit dem poetischen Klima der Jahreszeiten ,deckt“. :;SseBtst.:;;4i;lGesamnlafci dieses „Jahreszeiten“-Balletts als eine Folge von vier Pas de deux „mit Entourage“, das heißt mit Gruppentänzen. Das junge Paar wurde von Edeltraut

Brexner und Richard A d a m a getanzt: poetisch, ausdrucksvoll und virtuos. Von hohem ästhetischem Reiz waren auch die viermal wechselnden Kostüme des Ballett-Corps und das auf den gleichfalls viermal wechselnden Hintergrund beschränkte Bühnenbild: ein riesiger Sonnenball, einmal glasig blau, dann frühlingsgrün, dann strahlend gelb und goldenbraun. — Ein glücklicher Gedanke auch, die Spielfläche in heller Farbe zu halten, wodurch alle Szenen gewissermaßen auch Licht von unten empfingen (Ausstattung: Günther Schneider-Siemsen). Die beiden schwierigen Partituren hatte Heinrich Hollreiser mit dem •Staatsopernorchester gründlich' studiert und-rhythmisch-prägnant, £atbig,jund .dra:, matisch-effektvoll zum Klingen gebracht.

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