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Von gestern und heute

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Mit einem interessanten Programm stellte sich der Philharmonische Chor Köln im Konzerthaus vor, begleitet vom Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester. Man hörte zunächst das effektvolle „Te Deum“ von Zoltdn Kodaly, das in großen Steigerungen die Klangfülle des Chores (und Orchesters) unter überzeugenden Beweis stellt, und nach der Pause Arthur Honeggers Jugendwerk „König David“, darin dieser Beweis in verschiedenen charakterisierenden Schattierungen wiederholt wurde. 200 Stimmen im Durchschnittsalter von etwa 25 Jahren, gut und kontinuierlich geschult, sind ein Gesangdnstrument, das trotz der anspruchsvollen Ledstungen kaum die Grenzen seiner Möglichkeiten erreichte. Dazu war alles zu gleichmäßig und einheitlich, sagen wir ruhig: zu wenig nuanciert, auch vom Dirigenten her, wodurch die aparte und vielschichtige Komposition zu lang wirkte. Adelheid York (Sopran), Helene Raab (Alt) und Naan Pöld (Tenor) waren die Solisten bei Kodäry, denen sich im „König David“ Erich Wenk (Baß) und Ingrid Fröhlich als Sprecherin gesellten. Die verbindenden Texte sprach Alf Marholm, die Orgel betreute Michael Schneider. Der Dirigent Philipp Röhl zeigte Ruhe und Sicherheit bei wenig Temperament, hüt iftdes seine Fähigkeit als Chorerzieher durch das enorme Können des Chors legitimiert. Starker und anhaltender Beifall dankte den willkommenen Gästen.

Im Großen Sendesaal des Österreichischen Rundfunks, Studio Wien, hörten wir am vierten Abend im Zyklus „Wir stellen zur Diskussion“ Marcel Rubins „Sinfontetta für Streichorchester“, eine Uraufführung: Die vier knappen, konzise gearbeiteten Sätze, von Elementen des barocken Concerto grosso und der frühklassdschen Sonatenform geprägt, bestechen durch klare, Stellenweise expressiv gesteigerte, orchestrale Linienverflechtungen, durch impulsive Führung der solischen Stimmen und gekonnt gesetzte koloristische Kontraste. Vor allem das impetuose Finalrondo mit den Fugatoeinblendun-gen> die als Steigerungselemente verwendet werden, überraschte in dieser brillanten Aufführung des Rundfunkorchesters unter Thomas Christian David durch Atmosphäre, Fluidum, Konzentration.

Paul Angerers Klavierkonzert mit Streicherbegleitung, von 1962, dessen spielerisch kühles pianistisches Rankenwerk von Stella Wang souverän über dem tänzerisch gestalteten Bnsemblepart gewissermaßen aufgehängt wurde, will der Komponist selbst in erster Linie als „Gebrauchsmusik“ verstanden wissen; tatsächlich ist es eine aparte, mit eminentem Geschmack leger hingeworfene Arabeske, die sich bald mit Strawinskys blendender Ironie, bald mit Rachmahinows dunklen, sinnlichen Farbharmonien oder den substilen impressionistischen Nuancenkombinationen schmückt.

Johann Nepomuk Dmoids 8. Symphonie (Op. 59), ebenfalls im Rund-funkkonzert zur Diskussion gestellt, bedient sich des Zwölftonmaterials und ist dementsprechend monothematisch gestaltet. Allerdings ist das Thema nur außerhalb des Werkes, in Davids Orgelpartita über den Namen BACH, zu suchen und zu finden. Der Symphonie dient es lediglich als strukturelle Grundlage für motivische Entwieklungen, zur Fixierung der Intervallverhältnisse, für diffizile Ableitungen und Verwandlungen, ohne aber selbst aufzutreten. Es ist sozusagen metaphysisches Mittel für die einheitliche Gestaltung. Davids Werk wie auch Angerers Klavierkonzert überzeugten durch sauber proportionierte, klanglich schön dimensionierte Wiedergaben.

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