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„Leiermann“ und „Schwanendreher“
Mozart ist immer der modernsten Komponisten einer, was gelegentlich sogar klanglich zu beweisen ist wie in der Komposition „Ein musikalischer Spaß", K. V. 522, die gerade in ihren „spaßigsten" Stellen über das bloß Spaßige weit hinausreicht, wozu es allerdings einer so geistreichen Wiedergabe bedarf wie durch das Kammer- Orchester der Konzerthausgesellschaft unter Michael Gielen. „Spaßig" übrigens zu denken, welch klangliche Kombinationen Mozart unter den heutigen, Voraussetzungen ..gefunden hätte. Er. .würde gewiß ebenso beschimpft wie andere Zeitgenossen — und sich ebensowenig darum kümmern wie diese. — Das von Jörg Demus interpretierte Klavierkonzert B-dur, K. V. 595, in seiner geistigen Tiefe ein kleines Weltbild des Spätbarocks, zeigt Mozarts aufwärtsgerichtetes unsterbliches Antlitz, wogegen die selten gehörte C-dur-Symphonie K. V. 200 über das galante Roköko-Musizieren nicht wesentlich hinausreicht. Zwei unbekannte Arien, von Ilse Höllweg sauber und stilgerecht gesungen, sanken echolos in die nicht ganz unverdiente Vergessenheit zurück.
Weniger glücklich waren die Mozart-Interpretationen des gleichen Ensembles in einem späteren Konzert. Zwar musizierte Eva Hitzker das Violinkonzert Es-dur, K. V. 268, mit gediegener Verläßlichkeit und schönem großem Ton, doch blieb, im GesamteindrucK Mozart gleichsam in den Noten stecken, anstatt daraus emporzuleuchten; dies erst recht im Klavierkonzert d-moll, K. V. 466, dessen Wiedergabe sowohl des Geistigen als des Galanten entbehrte. Dagegen blühte in Friedrich W i 1 d g a n s’ II. Klarinettenkonzert allerhand Skurriles und Eigenartiges auf, dem der Komponist als sein eigener Interpret Profil und Atem und dadurch Spannung zu geben vermochte. Die freie und nicht ganz übersichtliche Gliederung des „Quodlibet" überschriebenen ersten Satzes straffte sich im zweiten zu architektonisch wirksam übereinandergebauten „Variationen", Geniales Musi- kantentum und sichere Meisterhand offenbarte sich jedoch erst in Paul Hindemiths „Der Schwaaendreher" Konzert nach alten Volksliedern für Bratsche und Orchester, darin auch die Leistung der Ausführenden ihren Höhepunkt erreichte. Besonderes Lob gebührt dem „Spielmann" Paul Angerers, an dessen gelockertem, die wechselnden Ausdrucksvarianten unbeirrbar treffendem Solospiel der Komponist, selber Meisterbratschist, seine Freude gehabt hätte.
Ist der Männerchor gegen das Instrumentale sowie auch gegen den gemischtstimmigen Chorgesang auf eine spärlichere Literatur angewiesen, so blieb diese doch keineswegs im Epigonalen stecken, wie das Programmschema der Männerchöre vielfach vermuten lassen könnte. Als das musikalisch wertvollste Stück des Konzerts des Wiener Männergesangsvereines 1997. Aufführung muß die von A. v. Othegraven stammende Bearbeitung der Volksweise „Der Leiermann“ bezeichnet . werden. Hier ist natürlicher Fluß, frischer Einfall und polyphone Stimmführung als absolutes Aüsdrucksmittel, nichts Gekünsteltes und nichts Sentimentales oder Pathetisches, wie es reichlich abgenutzt manche der anderen Chöre nebelgleich überzog, legitimierte Literatur von gestern ohne Gesichtswendung zum Heute. Intonation und rhythmische Prägnanz des Chors bedürfen einiger Vervollkommnung, während die klangliche Substanz wohl an schwacher Grundierung der tiefen Bässe leidet, sonst jedoch, trägfähig ist. Karl Etti teilte sich mit Norbert Baiatsch, der sich geschickt und sympathisch einführte, in die Leitung. Sehr fein und ausgewogen die aparte Orgelbegleitung Ernst Tittels zu „Hyperions Schicksalslied“ von Alfred Neutoth, der den pindarisch-hymnischen Text in musikalische Romantik deutete, ohne damit zu überzeugen. Sehr schön und klar sang Ilona Stein- gruber Lieder von Joseph Marx.
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