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Aus Reinhold Schneiders Nachlafi
Durch die gluckliche Kunst des Her ausgebers ist mit diesem Buch aus eine ..grofieren Anzahl von Aufsatzen", die dii Badische Landesbibliothek im Nachlal Schneiders aufbewahrte, ein Werk ent standen, in dem die „Welt Reinholi Schneiders" vor uns steht — die Wei zwar eines heimatlos Wandernden, durcl Portugal und Spanien, durch Italien un den Norden, durch Brandenburg un rhiiringen, und doch auch durch dii Heimat Baden. Das Eigentliche diese Buches aber ist, daB er gerade au Deutschlands Herzlandern, die die jet-zig, russifizierte Ostzone bilden, die grofit Tradition hierarchischer Ordnung it Konigen und Fiirsten und Schldssern un durgen auferstehen lafit, so wie in einei .Auferstehung im Tod". Nirgendwo sons, vie aus diesem Buch, das eine einzig, .Deutsche Symphonie" aus Hauch unc Klang urdeutscher Landschaft ist, wirk: ;o stark das eine Geschichtsgesetz Schneiders: die Representation, vor der alle: .arm der „Personlichkeit“ verstummt Schneider findet in all den Landschaften iber die die kommunistische (Sandstreu-. iValze hinweggegangen ist, den grofier Itil wieder, den er im portugiesischer ,Marfa" und im spanischen Escorial auf- :eigt. — So wird das Buch faktisch zi riner Art Gegenstiick zu dem Werk „Dit Sekronten. Sinn und Sinnbilder de: Cbnigtums" von Philipp Wolff-Windegj Klett-Verlag, Stuttgart 195 8). Was Wolff- Windegg aus Tiefe und Reichtum des Ar- :haischen ans Licht hebt, das lafit Rein- lold Schneider aus Gegensatz und Tillie leutscher Landschaft erstehen.
Aber wie Wolff-Windegg ein sakrales Conigtum an das restlose Opfer der Per- on fiir das Volk gebunden sein lafit, sc teht bei Schneider in der deutschen Land- chaft als Ur dieses Opfers nicht nur das .Kreuz Gottes", sondern geradezu „Gott :1s Kreuz" in demselben Sinn, in dem ichneider uber das Geheimnis Portugal! las Wort schreibt „Gott hat Todesgestalt ingenommen" (S. 59), und zwar in be- rufiter Parallele zu Nietzsches Wort .Gott ist tot". Im (todlichen) Gegensatz lieser beiden Worte zueinander wird das weite zur ungewufiten Ahnung des ersten. ndem das erste Wort (Schneiders) die Iberwindung des zwejten (Nietzscheschen) Vortes ward. Dieses Geheimnis eines .ausgestorbenen Gott" (unter dem das jesamte Heute in Ost und West er- ’cheinen mag) und des „im Tode auf- :rstehenden Gott" — dieses Mysterium lurchzuleben und durchzulieben, war und st Reinhold Schneiders wahrhaft „konig- iche Sendung".
Darum ruft er in seiner Skizze uber die Marienburg in ein Deutschland, das erst „in seiner ganzen gegliederten Vielfalt den umfassenden Namen Deutschland tragt" (S. 3 3 8), sein Wort uber ..Ritterschaft" in der „Gewitternacht": „daB immer Ge- witternacht ist, und daB wir an die Grenze gerufen sind, die Burg zu erbauen, die Burg zu behaupten": „Die Ritterschaft, zu der Christus aufgerufen hat, ist unverganglich, von ihr wurden alle echten Ritterschaften belebt, die auf Erden ihre Stunde, ihren Dienst hatten . . . Die Gnade … allein wird die Form der neuen Ritterschaft bilden …, nicht … zu schla- gen oder zu erobern", sondern „denen zu helfen, die der Hilfe am dringendsten be- diirfen — das heiBt den Feinden des Got- tesreiches. Sie bricht nicht auf, zu unter- werfen, sondern zu befreien. Und so ist ihre machtigste Waffe vielleicht das Leiden, die Siihne, der Glanz der Wahr- heit in einem mifiachteten Leben" (S. 339 f.) Diese ..Ritterschaft" in der ,,Gewitternacht“ (die Schneiders eigentliche Botschaft an die zwei ..Deutsch- Lander" ist) darf darum ..keine Heimat wunschen, wohl aber den ewigen Gegensatz, in dem sich das Llnveriinderliche be- statigt" (wie Schneider es von einem ebenso „gewitterigen" Spanien sagt: S. 140).
So ist dieses einzigartige Buch, das aus zufalligen Fragmenten mehr als ein Jahr nach seinem Tod zusammengewachsen ist, das Bekenntnis zu einem Deutschland, das hur darin mitten unter den klassischen Landern stehen kann, daB es wie das Mittelalter „Einheit (der) immer gegen- wartigen Widerspruche" ist (S. 136). Wenn die Testamente Hugo Capets und Ri- chelieus mit ihrem Ziel einer Mehrzahl von „Deutsch-Landern“ sich heute erfullt haben, so wird das Deutschland dieses „unseligen Widerspruchs in sich selbst" insoweit zu einem fruchtbar „seligen Widerspruch", als „Kreuz“ erlebt und ge- lebt wird — wie die SchluBvision des Buches lautet, in der das Fenster in Schneiders Arbeitszimmer transparent wird: „Zum Kreuze im Fenster streben die Stimmen alle, vom Kreuze sind sie alle bewegt . .. Und ich sehe, wie der Mond aufsteigt hinter der geliebten Zeder, die wie ein gefangener Adler die dunklen Fittiche regt, und wie der Stemenhimmel entbrennt unter den Balken des Kreuzes" (S. 387).
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